Geschäftszahl Vr XXVI 4093/25
als Strafregisteramt wird um
eine
Strafkartenausfertigung
über die unter
angeführte Person
ersucht u. Leumund.
Angaben der anfragenden Behörde
Dr Fritz Kaufmann
16.8.96 Wien
Wien
mos., konfessionslos
verh.,
Redakteur der „Stunde“
Dr Felix gest., Vilma,
Helene
VIII., Piaristengasse 56
Landesgericht in Strafsachen Wien I.
Gerichtsabteilung 26 am 25/7.25
Dr Wetz
für die Richtigkeit der Ausf.
unl. Unterschr.
Mitteilung des
Strafregisteramtes.
Keine
mitzuteilende Strafe vorgemerkt
Strafkartenausfertigung auf der Rückseite.
Strafkartenausfertigung liegt
bei.
28.VII.1925
Laut Strfn. Bl. Art. Strfk. /
Bg I 21.9.1923, U I 238 § 23 Pr.G. 30000 K " 24 [¿] A
Bg I 18.3.1924 U I 38 § 23 Pr.G. 60000 K " 24 [¿] A
L.G. Wien 9.II.1924 Vr XI [¿]
7987/23 Art VII Prg Nov.
1862 100000 K " 24 [¿] A
Bg I 31.10.1924 ri I 198 § 23, 24 Pr.G. 100000 K " 24 [¿] A
Bg I 2.10.1924 " 97 § 30 Pr.G. 300000 K 48 [¿] A
Bg I 16.10.1924 100 § 30 Pr.G. 300000 K " 3 F. "
Bg I 6.V.1925 16 § 24, 6 Pr.G. 2 mal je 1 S " 12 [¿] "
Bg I 1.12.1924 233 § 24/2, 4 Pr.G. / Veröffentlichung
der Berichtigung.
Bg I 23.12.1924, 200 23, 24 4 /2 Pr.G. dto.
I. A
Pointner
Bezirkspolizeikommissariat Josefstadt
Lm I 371 eingel. 2. Aug. 1925
2.VIII 1925
unl. Unterschrift
Lm I 371 4.VIII.1925
Bericht.
Dr Fritz Kaufmann /: Nationale
im Akte :/ ist seit 19.X.1923
VIII.
Piaristeng. 56 gemeldet. Vorwohnung
III., Obere Viaduktg. 2.
Genannter ist Redakteur der
Tages
zeitung „Die Stunde“ hat ca. 12 Mill. K
Monatseinkommen, ist
vermögenslos.
Hat
Universitätsbildung /: Dr juris
Staatswissenschaften :/
Bewohnt
4 Zimmerwohnung. Ist Vater
eines
Kindes 3 Jahre alt.
Kaufmann hat vorstehende Ab
strafungen erlitten.
Dem Lg. I Wien wurde wiederholt
über den Leumund des Genannten
berichtet, zuletzt zu Zl. Vr
XXXVI 868
und 3244/25
Gel. Roth
Hiermann Alois
Strb.
14
Vr XXVI 4093/25
11
An das
PolizeikommissariatMariahilf.
Es wird ersucht zu erheben,
ob es richtig ist, daß
Redakteur
Emmerich Bekessy
VI. Linke Wienzeile 88, derzeit
verreist ist,
weiters wohin und
seit wann
er verreist ist und
wann sei
ne Rückkehr
zu gewärtigen
ist.
Landesgericht für Strafsachen Wien I
Abteilung XXVI, am 6.XI.1925.
Dr Franz Wetz
Für die Richtigkeit der
Ausfertg.
der Kanzleileiter
unl. U.
Bezirkspolizei-Kommissariat-Mariahilfin Wien
A/113 F eingelangt am 8./11 25
mit AbBlg.
Fortgesetzt am 29.7.1925.
Gegenwärtig: die Gefertigten.
Es erscheint Herr Anton Sztranyak
und gibt an:
Der oberwähnte Bestellzettel ist
nicht
mehr im Besitze meiner
Firma. Derselbe
klebte auf dem Lichtbilde und
wurde
dieses zugleich mit der
Lieferung des
Clichees der
Redaktion der „Stunde“ zurück
gestellt. Dieser
Vorgang wird stets ein
gehalten und ist auch bei anderen Firmen
so. Abgesehen davon, daß ich mich
an die
Schrift des Bestellzettels
nicht mehr erinnere,
ist mir auch
nicht bekannt, wer diese Wei
sungen schreibt und kann ich daher
auch nicht angeben, von wem
diese
Schrift hergerührt hat.
V.g.g.
Storch m.p. Anton Sztraniak m.p.
Dr Wetz m.p.
Die Stunde Vr XXVI 4093/25
Redaktion
eingelangt 8. Aug. 1925 9
An das
Landesgericht in StrafsachenWien I.
Herr Chefredakteur Bekessy sendet
uns von seinem Urlaub Ihre Vor
ladung zur G.Z. Vr
4093/25 und bittet
noch
nachträglich, ihn infolge seiner
Abwesenheit von Wien entschuldigen
zu wollen.
Hochachtungsvoll
„Die Stunde“
Sekretariat der Chefredaktion
unl. Unterschrift.
10
Die Stunde
Chefredakteur Emmerich Bekessy
Sekretariat
Wien
I.,Wipplingerstraße
32
Telefon 61102
den 12. Oktober 1925.
An das
Landesgericht in StrafsachenWien I.
Die Ladung zu Geschäftszahl:
Vr
XXVI 4093/25 wurde Herrn
Chefredakteur
Bekessy am 9. Oktober 1925, nach
mittags zugestellt, so daß er
un
möglich der
Ladung Folge leisten
konnte.
„Die Stunde“
Sekretariat der Chefredaktion
unl. Unterschrift.
17
Vr XXVI 4093/25
13
Vernehmung des Beschuldigten.
Landesgericht für Strafsachen Wien I.
am 15.XII.1925
Gegenwärtig:
Richter: O.L.G.R. Dr Wetz
Schriftführer: Künzel
Strafsache gegen unbekannte
Täter
Dr Fritz Kaufmann
Er gibt über seine persönlichen
Ver
hältnisse
an:
Emmerich Bekessy
13.X.1887 Budapest
Wien, ev. A.B., verh.
Herausgeber u Chefredakteur der „Stunde“
V.Sch M.Sch
Matura
etwas
VI.
Linke Wienzeile 88
Anton u Anna Oesterreicher
Frau 12jähr. Kind u.
Schwester
unbescholten
Ich bekenne mich nicht schuldig.
Das
inkrim. Bild ist weder
über meinen
Auftrag noch mit
meiner Zustim
mung
erschienen. Ich befand mich
an
dem kritischen Tage den 25. u.
26. Mai gar nicht in Wien. Ich befand
mich an dem kritischen
Tage vom
15. Mai bis
Mitte Juni auf Urlaub,
den ich
teils in Berlin teils in BadWildungen
verbrachte. Ich habe daher
in
keiner Weise irgend einen
Einfluß
auf das Erscheinen des
Bildes
ausgeübt. Wer hiefür ver
antwortlich ist, kann ich nicht an
geben.
Nach Vorhalt von O.No. 10:
Es ist wohl richtig, daß ich als
Zeuge
vor dem Strfbez. I. angegeben habe,
daß mir die einzelnen mich in
teressierenden Seiten
des Blattes
vor Drucklegung
vorgelegt werden,
und entspricht
dies auch der Wahrheit,
doch
konnte dies im vorliegenden
Falle
nicht geschehen, da ich zur
krit.
Zeit nicht in Wien weilte.
Inwieweit Herr Anton Kuh und
ob dieser überhaupt an der Ver
öffentlichung des
inkrim. Bildes
beteiligt war, ist
mir nicht bekannt.
v.g.g.
Emmerich Békessy m.p.
Dr. Wetz m.p.
Fortgesetzt am 20.4.1926 – 1/4 2
Uhr nm.
Gegenwärtig
Oberlandesgerichtsrat Dr. Wetz
Ich besitze gegenwärtig den am
28. Juli 1925
von der Polizei-Direktion Wien ausgestellten
Reisepaß Nummer 47896. Da bei der
Ausstellung
des neuen Passes
der alte Paß abgenommen
wurde,
kann ich daher nicht das genaue
Datum meiner Abreise im Mai feststellen. –
Ich kann nur abermals versichern,
daß
ich den Auftrag zur
Herstellung des inkri
minierten Bildes nicht gegeben habe.
Nach Vorhalt der Aussagen der
Zeugen
Sipos O.N. 38 und Dr Böhm
O.N.39.
Ich habe dem Redakteur Sipos bestimmt
nicht den Auftrag zur Herstellung
des
erwähnten Bildes gegeben.
Die Mutmaßungen des Zeugen Böhm,
daß ich die Kampagne gegen Karl Kraus
geleitet habe, ist unzutreffend
und
verwahre ich mich dagegen.
Dr Böhm
ist ein entlassener Beamter des
VerlagesKronos und ist derselbe
uns gehässig
gesinnt.
Ende ½2 Uhr nm.
v.g.g.
Emmerich Békessy m.p.
19
eingel. am 24. Dez. 1925
Zahl Vr XXVI 4093/25
15
An das
Landesgericht in Strafsachen, Wien I.Abteilung XXVI.
Wir unterzeichneten Redakteure
der
„Stunde“ sind in oben rubrizierter
Sache zur Zeugenaussage vor
den
Untersuchungsrichter
vorgeladen
worden. Um einen
unnötigen Zeit
aufwand
sowohl des Gerichtes, als
unsererseits zu vermeiden, geben
wir bekannt, daß wir bei einer
solchen Einvernahme die Aus
sage unter Hinweis auf § 45des Preßgesetzes
verweigern
würden.
Unter diesen Umständen
erbitten
wir eine
Verständigung, ob
auf unser
persönliches Erscheinen
zur
Einvernahme Gewicht gelegt
wird.
Wien, den 21. Dezember 1925.
Dr Marc Siegelberg m.p. Ludwig Hoffenreich
Béla Köhalmi, Michael Biro, Karl Tschuppik,
Hans Liebstöckl, Ernst Ely, Leopoldine Greis,
und andere unl. Unterschr. alle
m.p.
20
Vr XXVI 4093/25.
16
An das
Polizei-Kommissariatin WienLandstrasse
Es wird um Erhebung ersucht,
wohin der im Hotel „Beatrix“ III.,Beatrixgasse No 1
wohnhaft gewesene
Schriftsteller
Anton Kuh, verreist
ist, und wann seine Rückkehr
zu gewärtigen ist.
Landesgericht in Strfs. Wien I.,Abt. XXVI. am 18.
Dezember 1925
Dr Wetz mp.
Bezirkspolizeikomm. LandstraßeAf. Z 1994 19. Dez. 1925
eingelangt.
Bb.
Rückseite
Bericht
Wie erhoben ist der
Schriftsteller
Anton Kuh bereits in Wien u.
wohnt im Hotel „Beatrix“ III.,Beatrixgasse 1. –
unl. U.
entsprochen
21
Vr. XXVI. 4093/25.
17
Beschluss.
Die Ratskammer des Landesgerichtes in Strfs.
Wien I hat in
dem
Strafverfahren wider Dr FritzKaufmann wegen Vergehens
des
Urheberrechtseingriffes in
nicht
öffentlicher Sitzung
nach Abhörung
der
Staatsanwaltschaft zu be
schliessen befunden:
Den Zeugen Karl Tschuppik, Dr.
Eugen Lazar, Ernst Ely, Hans Liebstöckl, Dr Paul Stefan, Dr
Marc Siegelberg,
Desider Szilaghi, Ludwig Hoffenreich,
Michael Biro, Fr. Leopoldine Greis,
und Bela Köhalmy, kommt das
Entschlagungsrecht nach § 45 P.G.
nicht zu.
Gründe:
Das Entschlagungsrecht nach
§ 45 P.G. kommt Personen, die bei
der Herstellung einer Zeitung
berufs
mässig
mitwirken, nur dann zu,
wenn das
betreffende Straf
verfahren wegen des Inhaltes
der Druckschrift eingeleitet
worden
ist. In der
vorliegenden Straf
sache ist jedoch nicht der In
halt eines Teiles der Druckschrift
inkriminiert, sondern die un
befugte
Veröffentlichung eines
Bildes, an
welchem den Privat
anklägern das Urheberrecht zu
kommt. Es trifft daher die Voraus
setzung des § 45 P.G. nicht zu,
weshalb die Zeugen in dieser
Strafsache auszusagen verpflichtet
sind.
Wien, am 28. Dezember 1925
Dr Wetz m.p.
Sitzung am
28.XII.1925
Vors. Dr. N. Altmann
Vr XXVI 4093/25
18
22
Vernehmung des Beschuldigten.
[Stenografie]
[Stenografie] 9. Jänner 26.
Beginn 12 Uhr
Gegenwärtig:
O.L.G.R. Dr Wetz
Kunzel
[Stenografie] Dr Fritz Kaufmann
[Stenografie] Anton Kuh
[Stenografie] Karl u Auguste
12.VII.1890
Wien
mosaisch, ledig
Schriftsteller
III. Hotel Beatrix
Schulbildung V.Schule, Gymnasium
u. 2 Jahre
Universität
Vermögen u Einkommen kein
Vermögen
Pflicht zu sorgen für
Mutter
unbescholten
Ich bekenne mich nicht
schuldig.
Der Veröffentlichung
des inkrimi
nierten
Bildes stehe ich gänzlich ferne.
Ich kenne das Original des Bildes
nicht und hatte ich mit
Rücksicht
auf den Umstand, daß
im Mai
1925 nicht mehr dem
Redaktions-
verbande der „Stunde“ angehörte,
da ich aus demselben im August
1924 ausgeschieden war, keine
Möglichkeit an einen so intern
technischen Vorgang wie es die
Retouchierung und das Re
produzieren, dieser
Fotografie
erforderte,
teilzunehmen, oder
auf ihre
Veröffentlichung einen
bestimmten
Einfluß auszuüben.
Ich habe auch
niemanden zur dieser
Veröffentlichung veranlaßt,
insbesondere auch nicht den Heraus
geber Bekessy, da ich von der
bestehenden Absicht, das
inkrimi
nierte Bild
zu veröffentlichen,
keine Ahnung
hatte. Mir ist auch
nicht
bekannt, wer die Veröffentlichung des
inkriminierten Bildes
veranlaßt hat. Die Vermutung
der Privatankläger, die sie
auf
einen von mir v.
25.X.1925
im Konzerthaussaal
gehaltenen
Vortrag stützt, ist
nicht zutreffend.
Ich habe in
diesem Vortrage unter
anderem
feststellen wollen,
daß der
zwischen Karl
Kraus
und der „Stunde“ entstandene
Konflikt in seinen Anfängen
von mir mithervorgerufen
wurde,
und ich derjenige war,
der den
Herausgeber der „Stunde“ auf den
Weg einer polemischen und sa
tirischen
Auseinandersetzung
mit Karl Kraus drängte.
Damit wollte ich, von Haus
aus
den Einwand begegnen als
ob
ich als „Söldling“ des H.
Bekessy
wie Karl Kraus
nachträglich auch
wirklich
behauptete, den Vortrag
hielte.
Ausserdem habe ich damit
nur
gesagt, dass eine Anzahl von
Glossen und Notizen, die im Verlaufe
der Auseinandersetzung mit
Karl Kraus in der
Stunde
erschienen sind, mich zum
Autor
haben. Uebrigens bemerke
ich,
daß ich für meine Person
und
soweit es meine polemische
Aus
einandersetzung
mit KarlKraus anbelangt, die
Me
thode des
Kampfes mit Bildern
nicht gewählt hätte.
v.g.g.
Kunzel m.p. Anton Kuh m.p.
Dr Wetz m.p.
Ende 1/4 1h
[Stenografie]
[Stenografie] 12.I.1926
[Stenografie] 1h25'
Dr Paul Stefan
46 Jahre
Brünn
verh. kath.
Redakteur der „Bühne“
VIII. Hamerlingplatz 7
Ich bin nur Kunst- u Musik
referent der „Stunde“ habe aber
mit den eigentlichen Arbeiten
in der Redaktion nichts zu
tun,
am allerwenigsten mit der
Bilder
redaktion.
Mir ist nicht bekannt,
wer die
Veröffentlichung des
gegenständlichen Bildes ver
anlasst hat und wer dabei
mitgewirkt hat. Ich kann zur
Sache gar nichts angeben.
v.g.g.
Dr Paul Stefan m.p.
[Stenografie]
[Stenografie] 12.I.1926
[Stenografie] 1h35'
Dr Desider Szylaghi
34 Jahre
Ungwar
mos.
ldg.
Redakteur der „Stunde“
III. Reisnerstrasse No 5
Ich bin volkswirtschaftlicher
Redakteur der „Stunde“ und habe
ich mit der Bilderredaktion
gar nichts zu tun. Mir ist
nicht
bekannt, wer das
gegenständliche
Bild zur
Veröffentlichung ge
bracht hat, oder wer dabei mit
gewirkt hat. Ich habe das Bild
erst gesehen, nachdem die betreffende
Nummer erschienen
war.
v.g.g.
Dr Desider Szylaghi m.p.
[Stenografie]
[Stenografie] 19.I.1926
[Stenografie] 1h45'
Ludwig Hoffenreich
23 Jahre
Wien
r.k.
ledig
Redakteur der „Stunde“
XVII. Sautergasse No 56
Ich bin seit Ende Juni 1925
in der Bilderredaktion der „Stunde“
beschäftigt. Vorher war ich
Sekretär
des Chefredakteur Bekessy. Mir
ist nicht bekannt, wer das
gegen
ständliche
Bild zur Veröffent
lichung gebracht hat und wer
dabei mitgewirkt hat. Herr Bekessy hat mir
gegenüber niemals
irgend eine
Äusserung getan,
welche auf das
gegenständliche
Bild bezug
gehabt hat.
v.g.g.
Ludwig Hoffenreich m.p.
[Stenografie]
[Stenografie] 19.I.1926
Karl Tschuppik
49 Jahre
Melnik Böhmen
r.k.
verh.
Redakteur
I.
Kärntnerring No 7.
Ich habe mit der
Bilderredaktion
nichts zu tun.
Ich sehe die Bilder
nur manchmal
kurz vor Druck
legung.
Wer die Veröffentlichung des
gegenständlichen Bildes veranlasst hat
und wer dabei mitgewirkt hat,
weiss ich nicht. Es ist
seither
auch viel zu lange
Zeit verstri
chen, als
dass ich, wenn ich es
gewusst
habe, mir hätte
merken können.
Meiner Meinung
nach dürfte Dr Erich Krünes
VIII. Wickenburggasse, der damals
die Bilderredaktion leitete,
Auskunft geben können.
[Stenografie]
[Stenografie] 12.I.1926
[Stenografie] 1h25'
Michael Biro
39 Jahre
Budapest
konfessionslos
verh.
Künstlerischer Leiter der „Bühne“
I.
Graben No. 19 Hotel Miller
Ich weiss nicht wer die Ver
öffentlichung des
gegenständlichen
Bildes
veranlaßt hat, oder wer
dabei
mitgewirkt hat. Ich kann
zur
Sache nichts angeben.
v.g.g.
Ende 1h28'
Michael Biro m.p.
[Stenografie]
[Stenografie] 12.I.1926
[Stenografie] 1h15'
Bela Köhalmi
41
Budapest
r.k.
verh.
Redakteur
XVIII., Währingerstraße No. 121
Ich bin seit 16. Feber 1925
nicht
mehr in der
Bilder-Redaktion
in der „Stunde“ tätig, und bin
daher über die Vorgänge in
derselben nicht informiert.
Mir
ist nicht bekannt, wer das
gegen
ständliche
Bild zur Veröffentli
chung gebracht hat, oder dabei
mitgewirkt hat. Ich war übrigens
von ungefähr 10.V. bis 10.VI.1925
auf einer Urlaubsreise in
Italien
und kann schon aus
diesem
Grunde aus eigener
Wahrnehmung
nichts angeben.
Zur damaligen
Zeit war meines
Wissens Dr ErichChrünes Redakteur bezw.
Leiter
der Bilderredaktion.
Béla Kühalmi m.p.
[Stenografie]
[Stenografie] 12.I.1926
[Stenografie] 2h30'
Dr Eugen Lazar
40 Jahre
Gross Wardein
r.k.
verh.
Redakteur der „Stunde“ u der „Bühne“
IX., Peregringasse No 3
Ich bin Schriftredakteur der „Bühne“
und arbeite sehr wenig für die
„Stunde“. Ich halte mich in der
Redaktion der „Stunde“ sehr
selten auf. Mir ist nicht
bekannt,
wer die
Veröffentlichung des
gegenständlichen Bildes ver
anlasst hat, oder wer dabei
mitgewirkt hat. Ich selbst
habe
mit dem fraglichen Bild
nichts
zu tun gehabt.
v.g.g.
Dr Eugen Lazar m.p.
[Stenografie]
[Stenografie] 12.I.1926
[Stenografie] 1h30'
Marc Siegelberg
30 Jahre
Lukz
mosaisch
verh.
Redakteur
VII., Kirchengasse No 24
Ich bin volkswirtschaftlicher
Redakteur der „Stunde“ und habe
mit der Bilderredaktion
gar nichts zu tun. Mir ist
nicht
bekannt, wer die
Veröffentlichung
des
gegenständlichen Bildes
veranlasst hat, oder dabei
mitgewirkt hat.
v.g.g.
Dr Marc Siegelberg m.p.
31
Die Stunde Wien, 18. Jänner 1926
Redaktion
Titl.
[Stenografie]
[Stenografie] StrafsachenWien
Post 72
G.Z. Vr XXVI 4093/25
Antwortlich der gesch.
Zuschrift
vom 14. d.M. geben
wir bekannt,
dass die letzte
Adresse unseres
ehemaligen
Redakteurs
Dr Erich Krünes
VIII. Wickenburggasse 10
lautet.
Redaktion
Die Stunde
Tschuppik m.p.
[Stenografie]
[Stenografie] 5. Feber 1926
[Stenografie] 1h
Dr Erich Krünes
36 Jahre
Aussig in Böhmen
r.k.
verh.
Journalist
VIII. Wickenburggasse 10
Ich habe die Leitung der
Bilder
abteilung
der „Stunde“ und der
„Bühne“ ungefähr Mai 1925
übernommen und war in
den ersten Wochen
hauptsächlich
durch die
Reorganisationsarbeiten
für
die „Bühne“ in Anspruch ge
nommen, so dass ich
fast gar
keine Zeit hatte, mich
mit der
„Stunde“ zu beschäftigen. Ich kann
mich nur ersinnen, wie das
inkriminierte Bild zur Ver
öffentlichung gekommen
ist
und kann daher auch
nicht
sagen, wer die
Veröffentlichung
veranlasst
hat.
Dr Erich Krünes m.p.
[Stenografie] 1h15'
Die Stunde
Wien, den 5. Feber 1926
Redaktion
eingel. 8. Feber 1926
An das
Landesgericht inStrafsachen, Abt. XXVIWien.
Für den 6. Februar wurde eine
ganze
Anzahl unserer
Redakteure als Zeugen
vorgeladen.
Da die gleichzeitige Ab
wesenheit fast der gesamten Re
daktion den Betrieb des Unternehmens
und die Herausgabe der Zeitung
ausserordentlich erschweren, wenn
nicht
gar unmöglich machen
würde,
stellen wir den
Antrag:
die Zeugenladungen auf eine
solche
Anzahl von Tagen zu
erteilen,
daß durch das
Erscheinen der ein
zelnen Herren vor Gericht unser
Betrieb nicht beeinträchtigt wird.
Die Chefredaktion
„Stunde“
Karl Tschuppik m.p.
[Stenografie]
[Stenografie] 9.II.1926
Ernst Ely
48 Jahre alt
Wien
mosaisch
ledig
Redakteur der „Stunde“
IV. Kühnplatz 4
Ich leite den politischen
Teil der „Stunde“ und schreibe
auch die Leitartikel, habe je
doch mit der
Bilderredaktion
nichts zu tun,
und kümmere
mich auch nicht um
den Bilder
teil der
„Stunde“. Mir ist
nicht bekannt, wer das ge
genständliche Bild hat
ver
öffentlichen
lassen, oder wer
bei der
Veröffentlichung
mitgewirkt
hat.
v.g.g.
Ernst Ely m.p.
[Stenografie]
[Stenografie] 13.II.1926.
Leopoldine Greis
29 Jahre alt
Wien
r.k.
ledig
Redaktionssekretärin bei der „Stunde“
IX.
Dietrichsteingasse Nr. 4.
Das mir vorgelegte
inkriminierte
Bild sehe ich
heute zum ersten Male.
Ende Mai
1925 war ich nicht in
der
Redaktion anwesend, ich
war
damals entweder krank,
oder auf
ein paar Tage von
Wien abwesend.
Jedenfalls ist mir
nicht bekannt,
wer die Veröffentlichung
des
inkriminierten Bildes veranlasst
hat und wer dabei mit ge
wirkt hat. Ich habe mit der
Bilderredaktion gar nichts zu
tun, und befindet sich mein
Büro 5 Stockwerke von der
Bilderredaktion entfernt. Ich
weiss daher zur Sache nichts
an
zugeben
v.g.g. Leopoldine Greis m.p.
[Stenografie]
[Stenografie] 25. Feber 1925
[Stenografie] 1 Uhr
Hans Liebstöckl
53 Jahre alt
Wien
r.k.
ledig
Chefredakteur [Stenografie] „Bühne“
IV.
Mühlgasse 9 Mietraum 6
Ich bin Theaterkritiker der „Stunde“
u Chefredakteur der „Bühne“, habe mit
dem Bilderdienst der „Stunde“
nichts zu tun und nehme keinen
Einfluss auf das Erscheinen von
Bildern.
Mir ist nicht
bekannt, wer das in
kriminierte Bild hat veröffentlichen
lassen, oder wer dabei
mitgewirkt
hat, und nicht wie
das Bild
zustande gekommen ist.
Übrigens
war ich Ende Mai,
jedenfalls
am 26. Mai, nicht
in Wien, sondern
in Gesellschaft des
Chefredakteurs
Bekessy in Berlin,
wo dieser
ärztlichen Rat
einholte.
v.g.g.
Ende: 1 Uhr 7'
Hans Liebstöckl m.p.
Kronos-Verlag A.G.
eing. 22. Feber 1925
[Stenografie], 22. Feber 1926
An das
Landesgericht für StrafsachenWien VIII.
Ich erhielt heute – da ich nicht
hier
war – eine Zeugenladung
für den 23.2.
1926, mittags, 1
Uhr in der Strafsache
geg. Dr Fritz Kaufmann, Urheberrechtseingriff.
Ich bin leider ausserstande, zu
diesem
Termin zu erscheinen,
da ich heute
abends eine
dringende Reise in
Familienangelegenheiten antreten
muss, von der ich voraussichtlich
erst Samstag zurück bin.
Ich bitte, diese
Entschuldigung
entgegenzunehmen u meine Ladung
für Anfang nächster Woche
anzusetzen.
Gleichzeitig bemerke ich,
dass
ich IV. Mühlgasse Tür 6 wohne und
dort gemeldet bin und dass Zu
stellungen, die an die
Red. der
„Stunde“ gehen, mich möglicherweise
nicht rechtzeitig erreichen.
48
Vr XXVI 4093/25.
38
Zeugenvernehmung.
Landesgericht für Strafs. Wien I.
am 13. März 1926 Beginn: 1 Uhr
nachm.
Gegenwärtig:
Richter: OLGR. Dr Wetz.
Schriftführer: KS. Eberl.
Strafsache:
gegen Dr Fritz Kaufmann und Gen.
Er gibt über seine
persönlichen
Verhältnisse
an:
Adalbert Sipos
38 Jahre alt
Jarovnica Tschechosl.
röm.kath.,
ledig
Architekt und akad. Maler
I.,
Krugerstraße 5, Pension Distinguee
fremd
Ich bin seit November 1923
als
Zeichner beim Cronosverlag angestellt in
dessen Verlage die „Stunde“, die „Börse“
und die „Bühne“ erscheinen. Bezüglich des
inkriminierten Bildes weiß ich
folgendes
anzugeben: Kurz vor
Erscheinen der frag-
lichen Nummer,
möglicherweise einige
Tage
vorher, erhielt ich von einem Mit
gliede der Redaktion der „Stunde“ ein
Lichtbild des
Karl Kraus und
zwar ein
solches wie mir aus dem
Akte ein Origi
nal
gezeigt wurde, mit dem Auftrage,
dieses Bild in eine Zigeunerkapelle so
hineinzukomponieren, daß es den
Eindruck
erwecke, als ob die
betreffende Person
sich bei einer
Zigeunerkapelle unter
halten würde, wobei statt des Buches
eine Flasche Bitterwasser und ein
Glas hinein
zuretouchieren sei. Wer mir diesen
Auftrag gegeben hat, kann ich
mich heute
beim besten Willen
nicht erinnern,
da ich an einem
Tage sehr viele solche
Aufträge
erhalte, und außerdem die
Arbeiten des vorgesetzten Maler Biro,
der damals krank war, auch
verrichten
mußte. Den Auftrag
kann mir ein
Mitglied der
Bilderredaktion oder irgend
ein
anderer der leitenden Redakteure
gegeben haben, was sehr oft vorkommt,
weshalb es mir nicht
aufgefallen
wäre. Auch der
Fall, als solcher fiel
mir nicht
auf, da ich bis dahin den
Kraus nicht gekannt hatte und auch
nicht gewußt hatte, wer er ist.
Mir
war auch nicht bekannt,
welcher
Zweck mit dem Bilde
verfolgt werde,
und hatte keine
Zeit noch Anlaß,
der Sache
nachzugehen. Ich war nur
bestrebt, den Auftrag rasch zu erledigen,
da ich sehr viele ähnliche
Arbeiten am
Tische liegen hatte.
Ich ließ daher durch
ein Fräulein
unserem Fotographen
Willinger, I.
Kärntnerstraße telefonisch
ersuchen, uns ein Lichtbild einer
Zigeunerkapelle zur Verfügung
zu
stellen, da ich
ein solches im Bilder
archiv nicht vorfand. Der Photograph
schickte das Bild einer
Zigeunerkapelle
und ich klebte
dasselbe mit dem
Bilde des Karl Kraus so
zusammen,
wie es in der inkriminiertenNummer reproduziert
erscheint. Ob
die Reproduktion
des Bildes des
Karl Kraus mit
Berechtigung geschah
wußte ich
nicht und interessierte ich
mich
auch nicht darum, da ich dies
bezüglich keine Ingerenz hatte und
nur die mir erteilten Aufträge
auszuführen habe. Ich kann
daher
nicht sagen, wer die
Veröffent-
lichung dieses Bildes
veranlaßt
hat.
V.g.g.
Adalbert Sipos m.p.
49
G.Z. Vr XXVI 4093/25
39
Zeugenvernehmung.
Landesgericht für Strafsachen Wien I.
am 13. März 1926. Beginn: ½2 Uhr
n.
Gegenwärtig:
Richter: OLGR. Dr Wetz
Schriftführer:
Er gibt über seine
persönlichen
Verhältnisse
an:
Dr Hans Böhm
36 Jahre alt
Wien
evang. A.B.
verheiratet
Redakteur des Weltbildes
IX. Lakierergasse 1a
fremd
Ich war vom Dezember 1924
bis Anfang August 1925 in der
Bilder
redaktion
der „Stunde“ tätig, wo
ich faktisch den Dienst leitete.
Be
züglich des
inkriminierten Bildes
weiß ich
folgendes anzugeben:
Dieses Bild
wurde von AdalbertSipos zusammengesetzt
nachdem er
sich ein Bild einer
Zigeunerkapelle
von unserem
Photographen Willinger
besorgt hatte. Er hat auch die
Flasche
Bitterwasser
hineingemalt und
ich erinnere
mich, dass Sipos sich geäussert hatte, dass
er froh sein, die
Bitterwasserflasche
im Hause
selbst gefunden zu
haben. Noch am
selben Vormittage
hörte ich Sipos ärgerlich äussern,
daß das Bild noch immer nicht
recht sei und verschiedenes zu
än
dern sei,
insbesondere der Hinter
grund verschwommener gemacht
werden müsse. Wie ich aus Gesprächen
in der Redaktion und
Äußerungen
des Herrn Sipos entnommen habe,
ist die Campagne gegen Karl Kraus
vom Herausgeber Bekessy geleitet
worden. Ich selbst habe die
Über
zeugung daß
auch die Veröffent
lichung dieses Bildes auf Veran
lassung und Wissen des Herrn
Bekessy geschehen ist, was auch
die allgemeine Meinung in der
Redaktion war. Mir ist auch be
kannt, daß Herr Bekessy im Mai
nicht in Wien war sondern sich
in Deutschland aufhielt, und
scheint
es nicht
unwahrscheinlich, daß
Herr Bekessy den Auftrag zur Ver
öffentlichung dieses
Bildes vor seiner
Abreise erteilt
hat, da es öfter vor
kommt, daß Bilder fertig klischiert,
längere Zeit liegen bleiben, bis
sie
erscheinen.
V.g.g.
Dr Hans Böhm m.p.
Fortgesetzt am 30. März 1926, ½
11h Vormittags.
Zeuge Adalbert Sipos gibt nach Vorhalt
der Zeugenaussage Dr. Köhalmy ONr. 39, an:
Ich glaube mich zu erinnern, daß
ich die
Bitterwasserflasche
selbst im Hause gefunden
habe,
kann mich aber nicht erinnern,
ob
und zu wem ich hierüber meine
Freude ausgedrückt habe. Ich kann mich
auch nicht daran erinnern, daß
ich eine
ärgerliche Äußerung
darüber gemacht
habe, daß das
Bild noch nicht recht sei und
noch verschiedenes daran zu ändern sei,
insbesondere, daß der
Hintergrund
verschwommener
gemacht werden müsse.
Ich kann
mich auch nicht daran erinnern,
wer mir einen Auftrag zur Verbesserung
des Bildes gegeben hat und mit
wem
ich darüber gesprochen
habe, da schon
lange Zeit
verstrichen ist und ich damals
der Angelegenheit gar keine Bedeutung
beigelegt habe und ich solche
Aufträge
täglich mehrere
erhalten habe. Ob zur da
maligen Zeit Herr Bekessy verreist
war
kann ich auch nicht
angeben, da Herr
Bekessy öfter verreist war und ich mit
ihm in dieser Zeit fast nie
verkehrt
habe. Ich halte es
daher auch für
ziemlich ausgeschlossen, daß
Herr Bekessy
den Auftrag zur Herstellung des
frag
lichen Bildes
persönlich erteilt hat, da
solche
Fälle sehr selten vorkommen
und
ich mich daher daran erinnern
würde. Meiner Meinung nach muß
es irgendein Redakteur der „Stunde“
gewesen sein.
V.g.g.
Adalbert Sipos m.p.
Dr. Wetz m.p.
Eberl m.p.
Fortgesetzt am 7.5.1926 – 10 Uhr
Gegenwärtig OLGR. Dr Wetz
Lapater als Schriftführer
Es erscheint der Zeuge Anton Stranyak
und gibt an:
Es ist nicht möglich, den
Zeitpunkt, bezw.
den Tag
festzustellen, wann meine Firma
den Auftrag zur Erstellung des
in Rede
stehenden Clichees
erhalten hat. So viel ich
mich
erinnere war es einige Zeit vor
dem Erscheinen der betreffenden Nummerder Stunde. Aus unseren
Aufzeichnungen
kann nichts
ersehen werden, weil die
Aufzeichnungen nur die Stückzahl und die
Größe des Clichees und
Liefertermin
enthalten, aber
keinerlei Aufzeichnung
darüber,
woraus man den Gegenstand
des
Clichees entnehmen könnte.
V.g.g.
Ende ¼ 11 Uhr
Anton Straniak m.p.
Dr. Wetz m.p.
56
Vr XXVI 4093/25
45
An die
Polizeidirektionin Berlin.Polizeipräsidium
21. Mai 1925 V.10.–12
Berlin
Es wird um Bekanntgabe ersucht,
ob im
Mai 1925 (von wann und bis
wann) in Berlin
ein Emmerich Bekessy, 13.10.1887 in Budapest
geboren, nach Wien zuständig, Zeitungsherausgeber,
evangelisch, verheiratet,
gemeldet war.
Landesgericht f. Strafsachen Wien I.Abt 26. am 18. Mai
1926
Unterschrift
Landesgericht in Strafsachen
Wien
Landesgericht für Strafsachen Wien I
Eingelangt 31. Mai 1926
1 fach
Die gesuchte Person ist hier
als gemeldet oder gemeldet
gewesen nicht ermittelt.
Berlin, den 25.5.1926
Das Einwohner-Melde-Amtdes Polizei-Präsidiums
I.A.
unl. Unterschrift
Kol 5/6 bleibt
[Unterschrift]
57
Tgb. Nr. 3560 P
Zu dort. Schreiben
vom 18.5.26.
Vr XXVI 4093/25
46
Bad Wildungen, den 28. Mai 1926
Eingelangt 4. Juni 1926
B
Der Chefredakteur Emmerich Bekessy
aus Wien war vom 7.6. bis 27.6.1925
hier im Hotel Fürstenhof zum Kur
aufenthalt gemeldet.
Auf Anordnung
Nolfe m.p.
Polizei-Kommissar
An das Landesgericht f. Strafsachenin Wien I.
G.Z. Vr XXVI 4093/25
49
Zeugenvernehmung.
Landesgericht Wien I in Strafsachen
am 14.6.1926 Beginn: 1 Uhr
Gegenwärtig:
Richter: OLGR – Dr. Wetz
Schriftführer: Lapater
Strafsache:
gegen Dr. Fritz Kaufmann
Alfred Ungar
29 J.
Baden
bei Wien
mos.
verh.
Journalist
X.
Gudrunstr. 126
kein Verh.
Ich war im Frühjahr 1925 durch
ca.
2 Monate in der Redaktion
der „Stunde“
und zwar in der
Illustrationsabteilung
als
Redakteur beschäftigt.
Nach
Vorweisung des inkriminierten
Bildes und der Anzeige der beigelegten
Photographie des
Karl Kraus.
Ich war an dem Tage, als das
inkriminierte Bild in der Stunde
erschien noch in der
Redaktion
beschäftigt.
Es ist jedoch unrichtig, dass
mich Herr
Bekessy um die Beschaffung des Lichtbildes
des Karl Kraus ersucht
hat, daß ich dasselbe
in der Buchhandlung Lanyi besorgt habe
und sie dem Bekessy eingehändigt habe.
Mit dem inkriminierten Bilde
selbst habe ich
nichts zu tun
gehabt.
Ich habe aber das fragliche
Lichtbild des
Karl Kraus einige
Tage vor dem Erscheinen
des
inkriminierten Bildes auf dem
Schreibtisch des Zeichners Sipos liegen gesehen.
Wer das Bild besorgt hat und den
Auftrag hiezu
gegeben hat, weiss
ich nicht.
Ich bin allerdings öfter
beauftragt
worden, für die Redaktion Bilder zu
besorgen, doch war das
gegenständliche Bild nicht dabei.
V.g.g.
Alfred Ungar m.p.