Die Stunde


2. 17


Abschrift.


Protokoll


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Dr. Hans Liebstöckl, Redakteur, 23./2.1872 Wien ge. u. z.
k.v. IV. Mühlgasse 9/6 w. gibt an:


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Dr. Hans Liebstöckl m.p.


Dr. Oskar Samek, Rechtsanwalt I. Schottenring 14 gibt
in Vertretung Schr. Kraus an:


Herr Kraus hat die Äusserung des Beklagten über
die „Stunde“ von der VI. Mariahiferstr. 47 I. Stiege
wohnh. Bank-Direktorsgattin Alma Pollak erfahren. Frau
Pollak erscheint vollkommen vertrauenswürdig. Sie hat die
Äusserung, wie sie Herr Kraus mitgeteilt hat, nicht allein
gehört, sondern auch 3 andere Zeugen, deren Namen und
Adressen Frau P. bekannt geben kann.


Ich möchte darauf hinweisen, dass Dr. Lieb
stöckl als Schriftsteller so sprechgewandt ist, dass er,
wenn er damals etwas als merkwürdig fände, er es nicht
als leichtfertig bezeichnen würde.


3.9.25 Dr. Samek m.p.


Die auf 22./9 vertagte Verhandlung musste neuerdings vertagt
werden, weil die Zeugin Pollak nicht erscheinen konnte.


22./9. Bäumel m.p.


Dr. Samek gibt die Namen der Personen bekannt, die ausser
Pollak die Äusserung des Dr. Liebstöckl gehört hat.
Es sind: Alfred Mahr Schauspieler und Gattin IV. Schönburgstrasse 26, Alexander Haber, Schauspieler IV. Wiednerhauptstrasse 19/37


Unl. Unterschrift.


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Abschrift.


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3


Protokoll.


bei der am 23/10 fortgesetzten Verhandlung gibt Zeugin
Alma Pollak an:


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5

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23./I.1925 Alma Pollak
Bäumel


7


Protokoll


Alfred Mahr, Schauspieler IV. Schönburgstrasse 26
gibt an:


Ich kann mich nur erinnern, dass Herr Re
dakteur Liebstöckl, den ich am kritischen Abend erst
kennenlernte, selbst das Gespräch auf die „Stunde“ brachte
und sich in abfälliger Weise über die Verhältnisse bei
dieser Zeitung äusserte. Er fügte bei, er gehe jetzt
auf Urlaub und werde dann die Sache in die Hand nehmen.


Möglicherweise habe er auch gesagt, dass er vom Urlaub
komme. Ob er die Äusserung gemacht habe: „Die Stunde
sei ein reines Banditenblatt geworden, kann ich nicht
sagen. Auf die Frage meiner Frau, wie sie ich glauben, ob
der H. Bekessy die Zeitung nicht lese, meinte H. Redak
teur Liebstöckl, dass die Abonnenten sie meist früher
lesen als er.


23.X.
Bäumel
Alfred Mahr m.p.


Protokoll.


Rosa Mahr, Schauspielerin, IV. Schönburgstrasse 26
gibt an:


Ich lernte Herrn Redakteur Liebstöckl am kri
tischen Abend (es war glaube ich im Mai) im CafeImperial kennen. Er selbst brachte das Gespräch auf die
Stunde“ und äusserte sich in abfälliger Weise über
die derzeitige Führung des Blattes, die ganz verwildert
sei. Ob er die Äusserung machte, dass die „Stunde
ein Banditenblatt geworden sei, kann ich nicht sagen.


Auf meine Frage, ob denn Herr Bekessy die Zeitung nicht
vorher lese, erwiderte H. Liebstöckl, Bekessy lese sie
erst später als die Abonennten. H. Liebstöckl erwähnte
auch, er fahre oder käme von Berlin, er sei auf Urlaub
und werde, wenn er wieder zurück käme, die Zeitung in
die Hand nehmen.


Bäumel Rosa Mahr m.p.


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Protokoll


9


Alexander Haber, Schauspieler IV. Wiednerhauptstrasse 19
gibt an:


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Ich kenne Kraus nicht.


23.X.1925 Alexander Haber.
Bäumel


Protokoll 13


Hans Liebstöckl gibt an: 14


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23.10.1925 Hans Liebstöckl m.p.


Dr. Emil Kollek beantragt die Lossprechung des Liebstöckl da 1.) der Vorwurf leichtfertig im Zusammenhange des Briefes
Vorwürfe eine Restriktion Kränkung der Ehre überhaupt nicht beinhaltet.
2.) dass, da Frau Pollak in dem Brief an Kraus ausdrücklich er
wähnt, dass noch 3 Personen die Äusserung gehört hat, Herr Kraus
es jedoch unterlassen hat, sich bei diesen Personen zu informieren,
ob die Äusserung tatsächlich gefallen ist, der Wahrheitsbeweis
für die Behauptung „leicht sinnig fertig “ erbracht sei
3.) weil H. Liebstöckl in dem Schlusspassus 17


Bäumel