An das
Strafbezirksgericht IWien.


Privatankläger: Karl Kraus, Schriftsteller, Wien III. Hintere Zollamtsgasse 3
durch:


Vollmacht ausgewiesen zu U IV 1304/25


Beschuldigter: Stefan Padajaunig, angeblich Kanzleidirektor a.D.
Wien VIII. Stolzenthalergasse 11


wegen Ehrenbeleidigung.


1 fach


Privat-Anklage.


Der Beschuldigte hat mich zur G.Zl. U IV. 1304/25
wegen Ehrenbeleidigung verklagt. Bei der am 3. Dezember 1925
durchgeführten Hauptverhandlung musste er den Strafantrag
kostenpflichtig zurückziehen, weil die Klage verspätet ein
gebracht und infolgedessen objektive Verjährung eingetreten war.
Aus Zorn darüber beleidigte mich der Beschuldigte durch
folgende protokollarisch festgehaltene Bemerkung:


1.) „Es wurde mir von hoher Stelle bedeutet, als bekannt
wurde, dass ich Karl Kraus eingeklagt habe, dass sich ein an
ständiger Mensch mit einem Individuum a la Fackelkraus nicht
vor Gericht stellt. “


2.) „Ich kann mich mit den Expektorationen eines literari
schen Stizzis nicht befassen. “


Zur Orientierung des Berichtes sei bemerkt, dass der Beschuldigte wegen einer an mir begangenen gefährlichen Drohung vor
dem Landesgerichte Wien bestraft wurde.


Ich fühle mich durch die Worte des Beschuldigten in 1.) und
2.) in meiner Ehre beleidigt und stelle durch meinen zur G.Zl.
U IV 1304/25 ausgewiesenen Anwalt folgende
Anträge:


1.) auf Anberaumung einer Hauptverhandlung und Ladung des Beschuldigten zu derselben,
2.) Beschaffung der Strafkarte des Beschuldigten und des Voraktes
wegen gefährlicher Drohung
3.) auf Beschaffung des Aktes U IV 1304/25 eventuell Ladung des H.
Dr. Ziffer als Zeugen
4.) Strenge Bestrafung des Beschuldigten


Karl Kraus.


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