Sehr geehrter Herr Kollege!


Fräulein Regine Stern erteilte folgende
meiner Ansicht nach mit Skepsis anzunehmende Information:


Von dem Bruder Ihres Schwagers Ing. Georg Singer
II., Praterstrasse 15, dessen Namen jedoch nicht genannt werden
soll, hat sie erfahren, dass ein gewisser Eugen Kopp-stein, Direktor der Ersten Getreidehandels-Gesellschaft
in Wien I., Johannesgasse 4 erzählte, er habe dem B., als er
noch ganz arm war, Geld zur Gründung der Börse verschafft.


Etwa ein Jahr später sei B. bei Koppstein erschienen, habe
ihm erklärt, dass es ihm trotz persönlicher Dankbarkeit leid
tue, mitteilen zu müssen, einer seiner Redakteure wisse eine
schmutzige Geschichte mit einer Bilanz oder dgl.; der Redakteur
müsse einen erheblichen Betrag bekommen, damit er schweige.


Koppstein habe darauf dem B. aufmerksam gemacht, dass
das ganze Gespräch von einem Diktaphon aufgenommen worden
sei und überdies die Sekretärin alles mitangehört habe. Die
Sekretärin sei hineingerufen worden und habe das Gespräch des
B. wiederholt, worauf sich dieser beschämt ohne Geld entfernte.
Nähere Daten sind nicht bekannt, Koppstein soll ein Schwätzer
sein!


Fräulein Stern meint, dass man eventuell mit Singer
sprechen sollte. Nachträglich erhielt ich einen Brief von ihr,
den ich im Originale anschliesse.


Mit besten Grüssen Ihr sehr ergebener
Dr. Stadler


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