Der geistige Arbeiter. Deutsche Urheber-ZeitungDie Fackel


Sehr verehrter Herr Kraus,


soeben erhalte ich das Dreckblatt des
Hirschberg. Ich bin unbedingt dagegen, daß man diesem
geballten und gestuften Vorwurf auch nur die Ehre
einer Beleidigungsklage erweist. Das würde dem bisher völlig
unbekannten Lausejungen, der nicht mal einen Schulaufsatz
für Tertia zusammenbringt, sich aber am Teetisch oder im
Bett – da ist kein Unterschied – der Frau Bankier Meyer-Cohn (die den Hirschberg mitsamt dem Revolverblatt (vgl. Seite 9) wohl
aushält) recht respektabel ausnehmen mag, nur die Gelegenheit
geben, für sich Reklame zu machen und sich in eine Rolle
hineinzuspielen, die er nicht zu spielen hat.


Nach dieser Lektüre gebe ich Ihnen recht:
man muß sich darauf beschränken, den Hauptdreckfinken zu
erledigen und alles Gewürme, was um ihn kriecht, durch
Nichtachtung zu vertreten.


Den „wehmütigen Zug auf dem Rücken“ hat der
weltberühmte Kritiker meines Wissens übrigens dem Heine
contra Börne – welche Vergleichsmöglichkeit! – oder dem
Denunzianten-Menzel gestohlen!


NB! Die Gedichte des Kerr kostenlos, schenkweise –
also nicht gewerbsmässig – in Deutschland zu vertreiben (z.B.
an alle Redaktionen zu senden), verbietet Ihnen die einstweilige Verfügung
nicht. Ein sehr guter Weg, dem Zivilrechts-Kerr ein Schnippchen
zu schlagen, wäre deshalb: ein dünnes Heftchen schmierigster Gottlieb-
Gedichte (1 Bogen – keine Fackel-Nummer – herauszubringen und
unter Kerrs Namen allen geistigen und zahlreichen Zeitungen
kostenlos zu übersenden (Kostenpunkt m.E. etwa 3–400 Mk).


Mit besten Grüssen
Ihnen ergeben
Laserstein