Lieber Freund!
Als Dein rekommandiertes Schreiben antraf,
erwartete ich, dass Du den
längst versprochenen Besuch
ankündigst. Ich wiederhole daher im Namen aller die Ein
ladung.
In der Angelegenheit des
Herrn Karl
Kraus
habe ich
sofort die notwendigen Schritte unternommen und
übersende ich Dir in der Beilage die Abschrift des an den
verantwortlichen Redakteur gerichteten Schreibens, sowie
das gewünschte Belegexemplar.
Mit Rücksicht darauf, dass
Mittwoch in der
Čechoslovakei ein
Staatsfeiertag war und die „OstrauerZeitung“ nicht erschien,
erfolgte die Berichtigung in der
Ausgabe vom 29. September. Wenn die
Ueberschrift „Berichtigung über die Notiz“ einen Fehler aufweist, so wird
Herr Karl Kraus auf die
mangelnden Sprachkenntnisse des
unverantwortlichen Redakteurs Rücksicht nehmen
müssen,
der die Verwendung des
Wortes „über“ nur aus dem berühm
ten Satze kennt: „das Pferd
springt über den, weil man es
gekitzelt hat.“ Es ist aber
jedenfalls zu erwarten,
dass
diese Mängel beseitigt werden, da die OstrauerZeitung auf
der nächsten Seite von der „Wiederherstel
lung“ der
Doppelfeiertage spricht, sodass diese freie
Zeit zum gründlichem Studium der
Grammatik entsprechende
Verwendung finden kann.
Wir beabsichtigen Ende Oktober
resp. An
fang November
nach Wien zu fahren und wollen selbst
verständlich bei dieser
Gelegenheit eine Kraus-Vorlesung
hören
besuchen
, weshalb wir Dich bitten, uns die Termine der be
reits angekündigten Vorlesungen
mitzuteilen.
Die neue Herausgabe des
novellierten
Pressgesetztes werde ich Dir in nächster Zeit einsenden.
Mit den besten Grüssen
verbleibe ich
Dein
Schornstein