Die BrigantenPariser Leben


Sehr geehrte Herren!


Blättermeldungen, wonach Sie „eine Neubearbeitung
von Offenbachs Operette ‚Pariser Leben‘ von Peter Scher“ in
Ihren Bühnenvertrieb übernommen haben, veranlassen Herrn KarlKraus, mich zu ersuchen, Ihnen die Abschrift eines Schreibens
zukommen zu lassen, das ich auf seinen Wunsch an Herrn Direktor
und Rechtsanwalt Dr. Kaufmann in München gerichtet habe. Er fühlt
sich hiezu umsomehr bewogen, als Sie sich in der ihm bekannten
Zuschrift an das Theater am Schiffbauerdamm gelegentlich der
Erwägung, seine Bearbeitung der Offenbach’schen „Briganten“ auf
zuführen, ausdrücklich zu den Prinzipien, von denen diese Bearbei
tung geleitet ist, und die jedem Versuch einer modischen Ver
schandelung widerstreben, bekannt haben. Herr Karl Kraus hat in
München durch den Vortrag des Originalwerkes in der von ihm
revidierten Treumann’schen Uebersetzung protestiert und gegen
die Verjazzung auf dem Plakat vermerken lassen, dass der Vortrag
„Zu Ehren Offenbachs“ erfolge. Was mit dem Text unternommen wurde,
davon können Sie sich als Verleger der Treumann’schen Uebersetzung
am besten durch Augenschein selbst überzeugen. Ich möchte Sie ins
besondere auf den Tatbestand der Nichtnennung des Namens Treumann
aufmerksam machen, die bei einem Versuche, diese angebliche Neu
bearbeitung an einer österreichischen Bühne zur Aufführung zu
bringen, strafrechtlich verfolgbar wäre. Herr Karl Kraus nimmt an,
dass Ihnen der Sachverhalt nicht gegenwärtig war und dass Sie
nicht nur als Wahrer der Rechte der Nachkommen Halevys, sondern
auch aus dem kulturellen Beweggrunde des Respektes vor Offenbach
den Unfug, der jetzt an seinen Meisterwerken unternommen wird,
nicht fördern, sondern im Gegenteil zu verhindern wissen werden.


Ich zeichne
hochachtungsvoll


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Rekommandiert.


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