Ich, Fritz Löwy, Wien XVI. Hasnerstr. 40, gebe folgende
Erklärung ab:
Ich besuchte am 10. Juni 1929
die im grossen Vortrags
saal des Oesterr. Ingenieur- und Architekten-Vereines gebotene
Vorlesung von Karl Kraus, zu der
ich mir am Vormittage des
selben Tages in der Buchhandlung Lanyi um den Preis von 2.56 S
eine Karte gekauft hatte, die ich
beilege. Zu dem gekauften
Programm wurde als Beilage ein Blatt der Arbeiter-Zeitungvom 9.
Juni 1929 verteilt, das eine Rezension über den Offenbachzyklus enthält, den
Karl Kraus
liest, welcher Artikel von
Dr. Paul A. Pisk
unterzeichnet ist. Auf diesem Zeitungsblatt,
das ich ebenfalls samt dem
Programm beilege, waren mehrere
Stellen rot angestrichen. Auf den genannten Artikel bezog sich
auch
grösstenteils die erste Nummer des Programmes der Vor
lesung vom 10. Juni „Bekenntnis zum
Tage“, aus der ich fol
gende Stellen zitiere. Die
Niederschrift war dadurch erschwert,
dass der Saal vollkommen
verfinstert war. Doch entsprechen die
Zitate dem Sinn und Wortlaut der
Vorlesung. Ich bemerke, dass
sich
die genannten Stellen unmissverständlich auf die Person
des Herrn Dr. Paul A. Pisk
bezogen:
„… das gegen mich wirkende
Schlieferl- und Tinterltum …“
„… der Musikkritiker des Organs,
der Referent, der seit
Jahren
den Kitsch der bürgerlichen Operette toleriert und
bejaht …“
„… unter dem Vorwand einer
Fachkritik …“
„… die leichtfertige
journalistische Mache wird abgelöst
von der planvollen …“
„ … das Schlieferl schreibt:
…“ (bei Zitaten aus dem
Feuilleton).
„… kümmerliches Fachwissen
…“
„… bessere Schönbergschüler haben
anders gesprochen …“
„… unter fachlichem Vorwand eine
üble Gesinnung auszu
drücken …“
„… dass ich in solcher Fachkritik
eine Petite erkenne,
Correpetite …“
„… der unappetitliche Plan, meine
Eingabe an seine Kunst
herabzuwürdigen …“
„… armseliges Fachwissen …“
„… diese armen Teufel nennen sich
Fachmänner …“
„… jede Parole gegen mich nach
Partei- und Redaktionsbe
schluss gebrauchsfertig machen
…“
„… Schlieferlpraktiken
…“
Zum Schluss: „Ich muss nachsehen, ob sich das Schlieferl wieder
im Saal befindet.“
Andere Angriffe richteten
sich in ausgesprochener oder in
deutlich erkennbarer Weise
gegen die Herren Dr. David JosefBach, Dr. Otto Koenig und Dr. Oskar Pollak,
dem Kraus
unter
anderem Vorwarf, er
habe den Aufsatz „Kriegsbücher“ in
der
Mainummer des „Kampf“ nur zu dem Zwecke geschrieben, um das
Buch: „Die letzten Tage der Menschheit“ von Kraus nicht
zu
nennen. Auch die „Arbeiter-Zeitung“ und die SozialdemokratischeArbeiterpartei
Deutschösterreichs wurde korporativ mehrfach
angegriffen.
Ich stelle mich zur
Bekräftigung der Richtigkeit die
ser Angaben jeder Instanz
zur Verfügung.
Fritz Löwy
Wien, am 12. Juni 1929. Wien
16. Hasnerstrasse 40/18
Fritz Löwy