Die Unüberwindlichen. Nachkriegsdrama in vier Akten


Sehr geehrter Herr Kollege!


In Sachen Volksbühne ./. Fackel habe ich Ihnen
bereits über die Nachricht der Volksbühne Bescheid
zukommen lassen. Rechtsanwalt Joseph schreibt
an mich folgendermassen:


„In pp. teile ich Ihnen ergebenst mit, dass zwischen
der Volksbühne und Herrn Direktor Fischer, der Voll
macht von Herrn Karl Kraus hat, verabredet worden
ist, dass nach der Rückkehr des Herrn Karl Kraus
aus Karlsbad eine Einigung erzielt wird, wonach sich
die Volksbühne verpflichtet, das Stück „Die Unüberwindlichen“ in den Abendspielplan zu übernehmen un
ter der Voraussetzung, dass Herr Karl Kraus auf die
RM 1500.– verzichtet.


Sollte eine Einigung nicht zustande kommen, so wird
veranlasst, dass der angeforderte Betrag Ihnen über
wiesen wird.“


Ich darf dazu bemerken, dass ich es für falsch
hielte, wenn Herr Kraus auf die RM 1500.– verzich
ten und selbst die Kosten tragen würde und bitte
um Anweisung, ob ich die Zwangsvollstreckung vorneh
men soll.


Gleichzeitig übersendet mir mein Sozius, Herr
Dr. Badrian, die anliegende Kostenrechnung, die ich


geprüft habe. Sie ist zutreffend. Ich selbst habe meine
Gebühren von der Volksbühne erhalten. Herr Dr. Badrian
hätte die Gebühren ja auch dann zu bekommen, wenn Herr
Kraus auf die RM 1500.– verzichten sollte. Ich bitte da
her um freundliche Anweisung, ob ich den Betrag Herrn Dr.Badrian auszahlen und auslegen darf. Ich habe nämlich noch
immer RM 500.– in Händen, die mir der Verlag „Die Fackel“
zwecks Zeugenladungen in Sachen Kraus ./. Wolff übersandt
hat. Unter Vorbehalt der Zustimmung des Herrn Kraus zur Aus
zahlung an Dr. Badrian würde sich das Konto wie folgt gestal
ten:


Einlage RM 500.–
Auslagen:
Kostenrechung Dr. Badrian RM 248.54
Unkosten Kraus ./. Aufricht:
Gerichtskosten RM 58.–
Porti pp RM 5.60
Gerichtsvollziehernachnahmen RM 35.50
Gerichtskosten für Offenbarungs
eidverfahren RM 4.50
Auslagen für Terminsvertretung
in Sachen Kraus ./. Wolff RM 20.–
Gerichtskosten in Sachen Kraus
./. Kiepenheuer RM 30.16 402.30
Guthaben des Verlages „Die Fackel“ RM 97.70


Ich bitte um Genehmigung dieser Abrechnung, damit ich Ihnen
den Betrag von RM 97,70 überweisen kann, und die erheblichen Aus
lagen in den verschiedenen Sachen abgerechnet sind, und ich ein
klares Konto erhalte. Herrn Kraus würden dann die von der Volks-


bühne noch zu zahlenden RM 1252,22 unge
schmälert zukommen.


Hochachtungsvoll
Dr. Laserstein
Rechtsanwalt.

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