Pariser LebenDie Unüberwindlichen. Nachkriegsdrama in vier AktenProgrammheft Nr. 6Die FackelProgrammheft Nr. 8


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Sehr geehrte Herren!


Die Ihrem Schreiben vom 31. März beigeschlossenen zwei Exem
plare sind zwar nicht die Ihres Programmheftes Nr. 6, das Sie senden
wollten, sondern abermals der Nr. 8, auf die sich unsere Zuschrift be
zogen hat. Wir wollen aber mit dieser Feststellung keineswegs die Nr. 6
reklamieren. Sie scheinen ja den Sinn unserer Kritik an der Berichter
stattung des Herrn S.N. völlig mißverstanden zu haben, wenn Sie uns
vorhalten, es „wäre viel leichter gewesen, eine Anfrage hierher zu ge
ben, ob und wann die ‚Unüberwindlichen‘ besprochen worden sind“. Wir
haben eine solche Besprechung durchaus nicht vermißt, sondern ledig
lich festgestellt, daß in dem Rückblick über die Aufführungen der Volksbühne die „Unüberwindlichen“ nicht vorkommen. Dieser Rückblick ist nach
der Abwürgung des Werkes durch die Volksbühne erfolgt und wenn wir
richtig informiert wurden, so steht Herr S.N. – wenn er Nestripke hei
ßen sollte – der Berliner Volksbühne einigermaßen nahe. Ob Sie selbst
mit der Berliner Volksbühne etwas zu tun haben, kommt hier kaum in Be
tracht. Ihren Rat, uns, wenn wir „auf die Leitung der Berliner Volksbühne böse sind“, an diese Adresse zu wenden, haben wir insofern schon,
bevor er erteilt wurde, befolgt, als wir gegen die Volksbühne einen
Prozeß angestrengt haben. Sie tun Unrecht, aus unserer Zuschrift „Erre
gung“ herauszulesen und sie mit dem Umstand zu kontrastieren, daß wir
„für Wahrheit und Recht kämpfen“ und „an das Gute im Menschen glauben“.
Um das Gute im Menschen handelt es sich in diesem Fall ganz und gar
nicht, aber weil wir für das Recht kämpfen, haben wir die Volksbühne
wegen Kontraktbruchs belangt und der Wahrheit wollen wir insofern auf
die Beine helfen, als wir einer falschen Berichterstattung über Berliner
Theatervorgänge entgegentreten, die sich darin betätigt hat, daß sie
gewissermaßen die Pleite des Herrn Hartung auf Karl Kraus abwälzte. In
rühmenswertem Gegensatz zu der Leichtfertigkeit eines Korrespondenten,
der über eine Theateraufführung berichtet, der er nicht beigewohnt hat,
und über eine Sache aussagt, von deren Verbindung mit Herrn Karl Kraus
er etwas läuten gehört hat, steht Ihre redaktionelle Gewissenhaftigkeit,
mit der Sie sich, nicht beruhigt durch unsere Versicherung, daß Herr
Karl Kraus an der Aufführung des Herrn Hartung unbeteiligt sei, nunmehr
an Herrn S.N. gewandt haben mit der Anfrage, ob er den Karl Kraus ge
meint habe, den wir meinen, den Herausgeber der Fackel nämlich, in wel
chem Fall Sie bereit sein werden, festzustellen, „daß das eine irrige
Ansicht ist“. Es wäre zwar nicht so sehr eine irrige Ansicht als die
falsche Behauptung einer Tatsache. Sie tun aber ganz recht mit dem Ver
such, sich gründlich zu informieren, denn man kann, wie sich zeigt, in
diesen Dingen nicht vorsichtig genug sein. „Mit einer Nachricht, daß
die Bearbeitung ‚Pariser Leben‘ im Renaissancetheater nicht von KarlKraus ist, kann weder Ihnen noch uns gedient sein“, schreiben Sie so zu
treffend. „Denn womöglich meldet sich dann ein anderer Karl Kraus und
beansprucht wiederum eine Feststellung, daß er doch der Bearbeiter ist“.
Zwar wäre uns schon gedient mit der Feststellung, daß unser Karl Kraus,
der Herausgeber der Fackel nämlich, nicht der Bearbeiter für Hartung
ist, aber gewiß ist es gut, sich Weitläufigkeiten zu ersparen, denn es
könnte doch wirklich der Fall sein, daß es noch einen Karl Kraus in der
Literatur gibt und einen, der gleichfalls „Pariser Leben“ bearbeitet
hat, ohne seine Bearbeitung dem Herrn Hartung zu entziehen, und daß
Herr S.N. eben diesen gemeint hat. Wir sind gespannt, welches Resultat
die Erkundigung haben wird. Sollten Sie inzwischen von Herrn MarcellusSchiffer die Feststellung erhalten, daß er der Bearbeiter sei, so wür
de es sich gleichfalls empfehlen, sich zu erkundigen, ob es nicht noch
einen andern Marcellus Schiffer gibt, der womöglich wiederum eine Fest
stellung beansprucht, daß er nicht der Bearbeiter sei. Außerdem gibt
es noch einen Bearbeiter von „Pariser Leben“, der Peter Scher heißt;
der kommt aber ganz bestimmt nur einmal vor. Jedenfalls danken wir für
Ihren guten Willen und zeichnen


hochachtungsvoll