Peter Altenberg. Auswahl aus seinen Büchern von Karl Kraus


Sehr geehrter Herr Kollege!


In meinem Schreiben vom 18. Dezember 1930
habe ich Sie gebeten, mir die in Ihrer Kanzlei befindlichen
Verträge des Herrn Karl Kraus mit dem S. Fischer Verlag bezüg
lich der Herausgabe einer Altenbergauswahl einzusenden. Sie
überschickten mir damals den Durchschlag Ihres Schreibens vom
28. März 1930, den Brief des Rechtsanwaltes Dr. Frankfurter vom
7. April 1930, den Durchschlag Ihres Schreibens an Herrn Kraus
v. 9. April 1930 und den Durchschlag eines Erinnerungsschreibens
an Herrn Kraus vom 28. April 1930.


Im Zuge der jetzt wegen der Stärke des Auswahlbandes gepflogenen Auseinandersetzung behauptet nun Herr
Rechtsanwalt Dr. Frankfurter, am 17. Juli 1928 sei ein Brief
vom S. Fischer Verlag an Herrn Kraus gerichtet worden, in dem
davon die Rede war, dass der Band ungefähr 400 Seiten stark sein
soll. Dieser Brief ist im Verlag der Fackel nicht auffindbar
und es kann sich auch niemand daran erinnern, dass je ein sol
cher Brief eingetroffen wäre. Es besteht nur noch die Möglich
keit, dass dieser Brief entweder an Herrn von Radecki geschickt
wurde, der die Unterhandlungen mit dem S. Fischer Verlag führte,
oder an Sie, aus Anlass Ihrer anwaltschaftlichen Intervention.
Herr Radecki, an den ich mich zuerst gewendet habe, hat schon
mitgeteilt, dass er den Brief nicht erhalten hat.


Ich erbitte mir nun Ihre Auskunft, ob sich der
Brief vielleicht in Ihren Akten befindet, ob Sie etwas von
einem solchen Brief wissen und verneinenden Falles um eine Bestä
tigung dieser Tatsache.


Mit vorzüglicher kollegialer
Hochachtung


3