Die Fackel


Herta Gropper, 1.7.1932


Ich bleibe dabei, keine falsche gerichtliche Zeugenaussage abgelegt
zu haben. Ohne in die vom Anzeiger behaupteten Einzelheiten einzu
gehen, bemerke ich Folgendes:


Ich bin am kritischen Abend bei der Vorlesung des Herrn
Kraus in einer der rückwärtigen Reihen gesessen und habe ich
während des Vortrages hauptsächlich diejenigen Stellen mitgeschrie
ben, die meiner Ansicht nach auf Herrn Pisk gemünzt waren. Ich
hielt damals das Papier auf dem ich schrieb, auf meinem Schoss,
vielleicht hatte ich dabei eine Ledertasche als Unterlage und war
es während ich schrieb, ziemlich dunkel. Ich habe hauptsächlich
dem Sinne nach stenographiert und glaube nicht, dass mir dabei
ein Irrtum unterlaufen ist. Ich verweise auch darauf, dass sinnge
mäss meine Aufzeichnungen laut Tabelle mit der Aufzeichnung des
Herrn Löwy und der Aufzeichnung Karl Kraus im Allgemeinen überein
stimmt, mit Ausnahme des Punktes 9 (Anmerkung „das gegen mich
wirkende Schlieferl“). Den Ausdruck „kümmerlicher Schönbergschüler“
glaube ich gehört zu haben, denn ich kann mich erinnern, dass ich,
als ich nach dem Vortrag mit Herrn Pisk und anderen Leuten im
Kaffeehaus zusammentraf, ich ihn mit den Worten „kümmerlicher
Schönbergschüler “ begrüsste. Auch kann ich mich genau erinnern,
(Punkt 9), dass gegen Schluss des Vortrages das Wort „Schlieferl“
noch einmal gefallen ist und hatte es unzweideutig Bezug auf
Dr. Pisk. Ich habe meine Aussage bei Gericht nach bestem Wissen
und Gewissen abgelegt und habe gegen Herrn Kraus nicht das Geringste
einzuwenden. Ich lese „Die Fackel“ sehr gerne.