Deutsche PresseDer SozialdemokratMadame l’archiduc


Sehr geehrte Herren!


Wie aus den uns soeben übersandten Kritiken des Prager
Sozialdemokrat“ und der „Deutschen Presse“ zu ersehen ist, hat die
Regie der „Madame l’Archiduc“ nicht nur, wenigstens zum Teil, den
vom Autor des deutschen Textes an Ort und Stelle beanstandeten Un
fug für die Aufführung beibehalten, sondern auch an Ort und Stelle
nicht wahrgenommene Abweichungen vom Text (die schon nach dem Wort
laut der Verträge unstatthaft sind) sich erlaubt und außerdem eine
widerwärtige Entstellung, die durch die folgende kritische Bemerkung
bewiesen scheint: „Der zweifelhafte Spaß, nach dem unvergleichlichen
A B C-Sextett, von dessen zauberhafter Wirkung im Vortragssaal aller
dings die Wiedergabe auf der Bühne nur wenig ahnen ließ, das Bild
eines Esels zu Häupten der Verschworenen zu halten, – – u.s.w. stör
ten den künstlerischen Gesamteindruck“.


Da Herr Karl Kraus keineswegs gesonnen ist, seinen Namen
mit derartigen Erbärmlichkeiten verbinden zu lassen, und noch weni
ger gewillt ist, zu dulden, daß der wehrlose Offenbach, den er doch
gegen Schändungen schützen wollte, nunmehr unter dem Namen des
Schützers entehrt wird – denn sonst wäre er ja der Esel, den ein
launiger Buffo zu Häupten der Verschworenen hält –, so richten wir
an Sie die Frage, was Sie für den gegebenen Fall wie für künftige
Fälle unternehmen wollen, um den Sinn, in dem er Offenbachs und
sein Werk Ihrem Verlage anvertraut hat, nicht in sein Gegenteil ver
kehren zu lassen.


Mit vorzüglicher Hochachtung