Sehr geehrter Herr Doktor.
In der Angelegenheit des Herrn
Karl Kraus
ca: AUFRUF
gestatte ich mir mitzuteilen, dass in dem zum 1.l.M. datierten
Hefte die von uns gewünschte Berichtigung
nicht
enthalten war und dass
ich auch vorläufig von Herrn Dr. Bill
keine Antwort erhalten habe. In
der Zwischenzeit ist wieder
ein
Artikel in der Zeitschrift „Neue deutsche Blätter“ erschienen
welcher gleichfalls das in der
Fackel veröffentlichte Gedicht
zum Gegenstand hat und der Herrn Kraus
sicherlich zur Kenntnis
gelangt
sein dürfte.
Ich nehme an, dass Herr Dr. Bill in eini
gen Tagen antworten wird,
zumal ich gehört habe, dass er sich
mit der juristischen Seite
des Falles eingehend beschäftigt.
Die Kosten der Ihnen durch die
Fa. Neugebauer
zugestellten Gesetzesausgaben
betragen Kč 37.–. Diesen Betrag
wollen Sie gefl. gelegentlich an Herrn Dr. Dulberg
überweisen.
Bei dieser Gelegenheit
möchte ich Ihnen
über den
Stand der Angelegenheit gegen Schamschula
berichten.
Der mir bekannte Richter hat mich als Zeu
gen einvernommen. Ich habe auf
Grund der Aktenlage ausgesagt
und
erklärt, dass aus den mir vorgelegten Briefen hervorgeht,
dass Schamschula den aus der Karlsbader Vorlesung im Jahre 1928
zu Unrecht behobenen Betrag
widerrechtlich zurückhält und trotz
wiederholten Mahnungen nicht
bezahlt hat. Ueber meine Veranlas
sung wurde die Anklage erhoben und die Hauptverhandlung für den
12. l.M. angeordnet.
Da ich nicht überzeugt bin,
ob der Schuldner
auf Grund des vorliegenden
Materiales verurteilt werden wird,
habe ich ihn aufmerksam
gemacht, dass ich als Vertreter des
Privatbeteiligten bei der Verhandlung intervenieren und über
dies den Konkursantrag
stellen werde, wenn der veruntreute
Betrag samt Zinsen und
Kosten nicht vor der Hauptverhandlung
bei mir bezahlt werden
sollte. Da Schamschula ein neues Ge
schäft zu
errichten beabsichtigt, wird er – wie ich hoffe –
unter dem Eindrucke des
drohenden Konkursverfahrens und der
bevorstehenden
Hauptverhandlung der Zahlungsaufforderung Folge
leisten.
Indem ich bitte, dies zur
Kenntnis zu nehmen,
zeichne
ich
mit vorzüglicher Hochachtung
ergebener:
Dr. Turnovsky