Sehr geehrter Herr Kollege!


Mit dem besten Danke auch von Seiten
des Herrn Kraus bestätige ich den Empfang Ihres freund
lichen Schreibens vom 27. März 1936. Die Vorarbeiten für
den Schriftsatz sind schon so weit gediehen, dass ich
hoffe, ihn Ihnen noch vor Ostern übersenden zu können.
Herr Kraus hat die Absicht, im Anschluss an eine Reise
nach Prag, wo er bei einer gegen den Sozialdemokrat für
den 15. April 1936 anberaumten Hauptverhandlung anwesend
sein will, über Brünn zurückzufahren, bei welcher Gelegen
heit auch eine weitere Besprechung zwischen Ihnen und
ihm und vielleicht auch seine Einvernahme stattfinden
könnte. – Es wird Sie vielleicht interessieren, dass das
Bezirksgericht in Prag Herrn Dr. Schwelb, welcher der
Anwalt des verantwortlichen Redakteurs des Sozialdemokrat ist, wegen einer gegen Herrn Kraus begangenen
Beleidigung, ganz in der Richtung, wie sie diese Blätter
jetzt immer wiederholen, zu einer Arreststrafe von 3 Ta
gen mit einem Fasttag, bedingt mit einer 1jährigen Be
währungsfrist verurteilt hat. Vielleicht werden sich die
Herrschaften nach mehreren solchen Verurteilungen doch
überlegen, was sie behaupten können und dürfen.


Indem ich Sie herzlichst grüsse, bin ich
Ihr ergebener


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