Theodor Herzl’s Tagebücher. 1895–1904Neue Freie PresseEin KreislaufDie FackelReichspost, 29.11.1922


Gemäss § 23 P.G. werden Sie aufgefordert, die folgende
Berichtigung des in der Nr. 319 der „Reichspost“ vom 29. November 1922
erschienenen, meinen Mandanten betreffenden Artikels „Ein Kreislauf
abzudrucken:


Es ist unwahr, dass es in der im „Novemberheft der Fackel
veröffentlichten Rede heisst, Karl Kraus sei „einst“ durch den
leidigen Zufall der Geburt in die jüdische Glaubensgenossenschaft
geraten. Wahr ist, dass es dort heisst, er habe „einst die jüdische
Glaubensgemeinschaft“, in der er durch den leidigen Zufall der
Geburt geraten war, „verlassen“. Es ist unwahr, dass es dort heisst,
er habe eine Zeitlang „der der bequemen Konfessionslosigkeit“ ge
huldigt. Wahr ist, dass es dort heisst, er habe sich nach „nach einer
Zeit der bequemen und nie genug gewürdigten Konfessionslosigkeit
von einem Teufel in den Schoss der alleinseligmachenden Kirche ver
führen lassen“. Es ist unwahr, dass es dort heisst, er habe dies
„ohne zwingenden Grund“, des Glaubens oder des Geschäftes getan.
Wahr ist, dass es dort heißt „Man mag mich verdammen weil ich
ohne einen zwingenden Grund, sei es der speziell in die katholische katholische
Richtung gewandte Glaube, sei es das häufigere Motiv politischen
oder sozialen Strebens, also jener Konversion, die die Konversion
eines Geschäftes ist, sie vollzogen habe.“ Es ist unwahr, dass es
dort heisst: Kraus „wurde also Katholik und blieb es wunderbarer
Weise noch während des Weltkrieges ….“. Wahr ist, dass der Satz lautet:
„Wie dem immer sei, ich wurde Katholik und ich blieb es wunderbarer
Weise noch während des Weltkrieges ….“. Es ist unwahr, dass es dort
heisst, nun aber aber sehe er sich „genötigt, wieder aus der katholischen
Kirche auszutreten, hauptsächlich aus Antisemitismus“. Wahr ist,
dass der Satz mit den Worten schliesst: „sehe ich mich dort genötigt,
aus der katholischen Kirche auszutreten, nicht nur aus Gründen einer
Menschlichkeit, die bei den Hirten in so schlechter Obhut ist, son
dern hauptsächlich aus Antisemitismus“. Es ist unwahr, dass es dort
heisst: und endlich „war die katholische Kirche nicht einmal zu
einem Bannstrahl gegen die Dynasten zu haben“. Wahr ist, dass der
Satz mit den Worten beginnt: „Aber nicht genug an dem: die katholische
Kirche, die nicht einmal zu einem kostenlosen Bannstrahl gegen die
Dynasten zu haben war, welche den Völkern das Ultimatum der Pest
und der Syphilis überbracht haben ….“. Es ist unwahr, dass „eifri
ge Anlehnungen in einem anderen Aufsatz der ‚Fackel‘ an Theodor Herzls
Tagebuch den Fall 3 zur Wahrscheinlichkeit zu machen“, nämlich dass
Karl Kraus „wieder zum alten Testament seiner Jugend und seiner
Väter zurückgetreten ist“. Wahr ist, dass in diesem Aufsatz bloss
Stellen aus Herzls Tagebüchern zitiert sind, in denen von seiner
Beziehung zur Neuen Freien Presse und deren Inseratenteil die Rede
ist.