TraumtheaterTraumstück


Bezirksgericht JosefstadtWIEN.


Klagende Partei: Karl Kraus, Schriftsteller in Wien, III.Hintere Zollamtsstrasse 3
durch:


Beklagte Partei: Professor Dr. Eugen Robert, Theater
direktor, Wien IX. Wasagasse 38, Neue WienerBühne :


wegen 9, 716.100 – K. s. Ng. 2 fach
1 Rubr.
1 Vollmacht.


Klage.


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Die beklagte Partei hat auf ihrer „Neuen WienerBühne“ die Stücke „Traumtheater“ und „Traumstück“,
deren Verfasser die klagende Partei ist, in der Zeit
vom 29. April bis 6. Mai 1924 siebenmal zur Aufführung ge
bracht. Die beklagte Partei übersandte an die BuchhandlungR. Lanyi in Wien I. Kärtnerstrasse 44 am 6. Juni
1924 die Tantiemenabrechung für die klagende Partei
und kündigte die Auszahlung eines Tantiemenbetrages
von 9,716.100.– an. Die Bezahlung dieses Betrages ist
trotz wiederholten Mahnungen, ja trotzdem die klagendePartei der beklagten Partei mitgeteilt hatte, dass sie
den Betrag für die Hinterbliebenen der Verunglückten
bei der Gloggnitzer Grubenkatastrophe bestimmt habe,
nicht erfolgt.


BEWEIS: Korrespondenz.


Die klagende Partei stellt mit Rücksicht auf diese
Tatsache die Bitte um schleunige Durchführung der
Angelegenheit und das Begehren auf Fällung des
Urteiles:
Die beklagte Partei ist schuldig der klagenden Partei
den Betrag von 9,716.1000–K samt 10% Zinsen seit
7. Mai 1924 und die Prozesskosten binnen 14 Tagen bei
sonstiger Zwangsvollstreckung zu bezahlen.


Karl Kraus


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