Lieber Freund und Kollege!
In höfl. Erledigung Deines
gesch. Schreibensvom 17. Juni 1925, teile
ich Dir mit, dass ich die An
gelegenheit des Herrn Karl Kraus mit
Rücksicht auf die
offenbare
Dummheit des Otto
Tramer in der Weise gere
gelt habe, dass Otto Tramer das
beigeschlossene Entschul
digungsschreiben übergibt
und als Busse einschliesslich
Kosten einen Betrag von 150 Kč bezahlt.
Da der junge Mann lediglich auf
sein Ta
schengeld
angewiesen ist, halte ich diesen Betrag für
angemessen, wobei ich bemerke,
dass ich für meine Per
son keine Kosten verrechne.
Ich hoffe dass das Entschuldigungsschreiben
entsprechend ist, da alle
beleidigenden Aeusserungen mit
dem Ausdrucke des tiefsten Bedauerns zurückgezogen wurden
und Otto Tramer sein
ungehöriges Benehmen zugibt.
Ich nehme mir die Freiheit, Dir
gleich
falls privat
zu berichten, dass meine Frau in
Lubochňa, Slovakei weilt und dort bis Ende August bleibt.
Wenn Du im Juli in Ostrau einen Besuch
abstattest, so wird es mich
persönlich sehr freuen, doch
dürftest Du ausser mir niemanden antreffen.
Es wäre am besten, wenn Du über
Bratislava Sillein nach Lubochňa fahren würdest, da die
Reise nur 6 Stunden dauert und Du
die Möglichkeit hättest
in einer
herrlichen Gegend einige Urlaubstage zu ver
bringen.
Mit den besten Grüssen verbleibe
ich
Dein Josef.
1 Beilage, 150 Kč
beigeschlossen.