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Sechste Ode von d’Annunzio


I.
Uno anno dura la guerra
Sul commando dell’Inghilterra;
Celebramo questa festa
In alle nesta.


II.
Nebbich, siamo nella tinta –
Io commo dahinta.
O Havanna! O Trabucco!
Non avanti, mà zarucco.
Che triste jubileo,
Eiweo, eiweo!
Grande italiana ritirada;
In Gorgonzola una máda.


III.
La stupidita è il nostro manco!
Tirolo, Gorizia, tutta la summa
Era offerta gratis e franco –
Hetma si gnumma!!


O Tiziano! O Raffaello!
Che schlamassello!
O Giulia! Ada! Ida!
Machma frieda! machma frieda!


Gottlieb.


Tag Nr. 119: 21.V.16


Rumänisch.


I.
Haimat! schon sait ainer Wailul
Ist dir ja kain Knochu hailul!
Daitlich siht man, nebbicheschti,
Der Bulgarovan vadreschti.


Pletzlich aus den Donau-Schilful
Ailt ihm Prusscovan za Hilful!
Haite waiss man bis Constanza:
Essig is mit Lurbeerkranza!


Kainer krigt ja soviel Prigul
Auf dem ganzen Erdballescu!
Schaint fast: warst net aufi g’stiegul,
Warst net abi g’fallurescu!


II.
Wem in aller Weltovan
Sull man das vergeltovan?
Augu-Augu- Zahnu-Zahnu!
Man verkaile dem Bratianu!


Gottlieb.


Tag Nr. 237: 8.X.16


Krisen ringsum .


Horcht, es wackelt mancher Sessel,
Manchen Zankruf hört man tönen;
Balfour u. Lloyd-George u. Cecil
Fühlen ihren Deez erdröhnen.


Und auch Frankreichs Volkesboten
Knausern mit Vertrauensnoten;
Die Minister an der Seine
Kriegen manchmal kalte Beene.


Die Entente, glaubt es nur,
Sehnt sich nach der Heilungskur.
Und sie sucht die neuen Ärzte –
Denn sie schmerzt der Allerwertste.


Gottlieb.


Tag Nr. 292: 13.XII.16


Die Sechste.


Langsam kommt sie an die Reihe,
Unsre sechste Kriegsanleihe.
Diesmal ist ein Trick dabei,
Dass sie recht verlockend sei.


Wird dein Schatzschein ausgelost,
Mensch, dann schreie jubelnd Prost!
Kriegst statt hundert – hundertzehne,
Haste Töne?


Wenn dir Deutschland kurz u. bündig
Deine Schatzpapiere kündigt,
Ist es denkbar, dass man leicht
Bis zu hundertzwanzig steicht.


Es begrenzt das Kündigungsrecht sich
1967.
(Mancher Mann u. manche Maid
Wünscht: wir wären schon so weit.)


Jedenfalls winkt dir der bare
Reingewinn, im Lauf der Jahre.
Doch er ist im Kräftespiel
Sicher nicht das höchste Ziel.


Braucht es erst besondren Reizes
Zur Besiegung deines Geizes?
Eh’ du knurrst u. eh’ du murrst,
Denk’: es geht halt um die Wurst.


Peter.


Tag Nr. 55: 7.III.17


(Der Tag, Ill. Teil Ausgabe A,
Nummer 13, 16.I.1916)


Chronik.


Östreich sitzt nun auf dem Lowtschen
(Heiß erhofft schon … ward es oft schon);
Dieser Vorstoß hatte sinnige
Konsequenzen für Cetinje.


*


Auf den Fruchtgefilden Korfus
Landen Serben (meistens borfuß).
Bull wird sie an diesen Klippen
Tiefer ins Schlamassel stippen.


*


Biedrer Bull; ihm selber geht’s
Flau in den United States.
Meerfreiheit ist für die Katze,
Und der Yankee kriegt die Platze.


Business, wo nicht verhindert,
Wird doch ekelhaft gemindert.
Andrerseits das Deutsche Reich
Zeigt sich nachsichtsvoll und weich.


Nicht zerschnitten ist das das Tuch
(Bernstorff handelte da kluuch).
Bleibt es ferner unzerschnitten,
Kauft der Yankee sich den Briten.


*


Sonst? Im Landtag zeigte Lentze
Eine Steuerzuschlagsgrenze,
Die ihm, ohne vieles Markten,
Patrioten kaum verargten.


Geldnot darf das Reich nicht schwächen.
Bleibe, Mensch, auf sichrer Bahn –
Mußt du auch noch manchmal blechen,
„Wie du es so oft getan“.


Gottlieb .


(Der Tag, Ill. Teil, Ausgabe A
Nr. 15, 19.I.1916)


Montenegro


1.


Von vorn und hinten ohne Deckung,
Gelobt Nikita Waffenstreckung;
Das ist der erste Friedensschluß –
Sieh da, sieh da, Timotheus!


Wer stillt zuerst sein inn’res Sehnen
Und läßt von kriegerischen Plänen?
Die Kleenen! Die Kleenen!
Das Richtige verkündigen
Die Kinder und Unmündigen.


Nikita! in der Schreiberzunft
Zeiht niemand dich der Unvernunft.
Vielleicht verdirbt im Trust der Briten
Dein gutes Beispiel böse Sitten.
Als Erster zogst du diese Bahn –
Drum sei bedankt, mein lieber Schwan!


2.


Grimmig grollt auf seinem Thron
Der verehrte Schwiegersohn.
Die Angtangte brütet bleiern
Auf den selbstgelegten Eiern.


Über Nacht, paß man acht,
Hat es mancher nachgemacht.
Mancher wird nach straffem Wecken
Künftighin die Waffen strecken.
Denn das war nur ein Prolooch –
Jeder sequens lebe hoch!


Gottlieb


(Der Tag, Ill. Teil, Ausgabe A
Nr. 18. 22.I.1916)


D’Annunzios vierte Ode


I.


Dichto triste sul sopha
Una immortale stropha …
Oh Giulietta! oh Roméo!
Montenegro è antzweeo!!
Cettinje sulla canona
Con alle inwohna.
Oh Dante! fritto misto! Ravenna?
„Futschicato“ – sogte jenna.
Italiani brummo condolenze
Con xencti svenze.


II.


Splendido Lovcen, con bella vista!
Do haste la kista.
Io flenno solo –
Salandra quaccia kohlo.
Barzilai a Milano?
Questo feelte mi aa no.
Oh Shirting! Oh Alpacca!
Sonnino olla knacka!
Aaah backa!!! aaaan backa!!!


Gottlieb


(Der Tag, Ill. Teil, Ausg. A
Nr. 23, 28.I.1916)


Lloyd-George


I.


Er malt in fetter Gründerprosa
Die Zukunft Englands gold und rosa …
Es liegt ihm mächtig in den Knochen,
Hat einen dicken Strahl gesprochen;
Er phantasiert recht rege
Vom Industrie-Gehege –
Mensch, mach’ es man hallwege.


Er redt von goldnen Saaten,
Maschinen-Automaten.
Voll werden Speicher sein,
Und zehnfach wird es reicher sein;
Stolz stelzt es wie ein Kranich.
Ich glaube das nu janich.


Wenn erst das letzte Ende kam,
Enthüllt sich ein Erlebnis:
Von seinem halben Handelskram
Sieht England das Begräbnis;
Der Yankee spricht dem Trauerhaus
Hernach sein „wärmstes Beinkleid“ aus.


II.


Und was er sonst von Ethik sprach,
Das war danach; das war danach …
Dem Schutz der Schwachen dient der Brite?
(„Er geht vielleicht mit frechem Schritte
Jetzt eben durch der Griechen Mitte.“)


Peter


(Der Tag, Ill. Teil, Ausg. A
Nr. 33, 9.II.1916)


Salandra-Dämmerung


Durch Italien fegt Salandra
Wie Ahasverus, der Wandra.
Geisterhaft jagt ihn der Spleen
Bis Turin.


Fest steht (was er auch verfocht,
Sei es hier, sei es docht),
Daß er, wie die Mitwelt findet,
Einen üblen Eindruck schindet.


Er betont mit gutem Grund,
Daß die Zeit ihn mißverstund.
Lehmankolisch bis zum Gerben
Säuselt er von „einstigen Erben“.


Jammervoll und doll in Moll,
Hat der Mann die Hucke voll;
Flennt wie ein beschmorter Schuster,
Und bald macht er Zappen duster.


*


Auf der Apenninen-Insel
Höhnt die Presse sein Gewinsel;
Und man wirft ihn zu den Toten –
Er benahm sich ganz verboten.


So viel klobige Kläglichkeit –
Ist es denn die Möglichkeit?
Schrubbert seine schäbigen Reste
Auf den Kehricht! Aber feste.


Gottlieb


(Der Tag, Ill. Teil, Ausg. A.
Nr. 48, 26.II.1916)


Die Niederlage (D’Annunzios fünfte Ode)


Oh miseria – oh Durazzo!
Io platzo!
Vittoria impossibile,
Machma longhi stiebele.
O triste, triste cosa,
Essad vollo la hosa,
Nostro caro amico –
Nu kieko! nu kieko!
Strambacho herjotto!
Anbrannto il risotto.


II.


Oh cara adriatica riva,
Che senga colossiva.
Durazzo, buona notte.
Lotte! Lotte!
In desperazione
E in furore
La consolatione
E il liquore.
Date mi aquavita
Un janzo lita – un janzo lita!!


Gottlieb


(Der Tag, Ill. Teil, Ausg. A
Nr. 60, 11.III.1916)


Portugal


Portugal, dein würdiges Wappen
Ist fortan ein Jammerlappen.
Mit dem Lappen, der als Fahne
Dunkel weht vom dunklen Giebel,
Putzest du, der Untertane,
Deinem Briten-Herrn den Stiebel.
Krumm mit Schnaufen und mit Röcheln
Rackerst du an seinen Knöcheln.
Klemmst auch, edles Menschheitsglied,
Tust wozu er dich beschied,
Mutig, wenn es keiner sieht,
Ein Gelegenheitsbenutzer –
Stiefelputzer! Stiefelputzer!


Gottlieb


(Zum Vergleich das spätere „Rumänenlied“ nach dessen Kriegserklärung F.)


(Der Tag, Ill. Teil, Ausg. A
No 71, 24.III.1916)


Rumänien


Schüttelreim


Bukarest, du helle Stadt –
Die für uns zur Stelle hat
Hunderttausend Wagen Mais,
Wofür Dank der Magen weiß.


Hülsenfrüchte, Weizen, Gerste –
Damit auch nicht geizen werste.


Das Abkommen


In des Krieges Chaos schienen
Wenige Völker zu verdienen.
Doch gehörte zu den wenigen
Schon seit Anbeginn Rumänien.


Diesem sagte sein Verstand:
„Bella alii gerant!
Weise ist’s bei Sturmesböen
Seine Einkunft zu erhöhen.


Laß die Briten, Russen, Franzen
Und verbessre die Bilanzen.
Ob der wilde Mars auch kläfft,
Bleibt ja doch Geschäft – Geschäft.“


*


Klug und firm in seinem Fach,
Schloß es darum den Vertrach.
Uns erwächst ein wundersamer
Zuwachs für die Speisekammer.


Gottlieb


(Der Tag, Ill. Teil, Ausg. A,
N. 76, 30.III.1916)


Pariser Konferenz


Geselligkeit in schweren Zeiten.
Wenn gute Reden sie begleiten,


Dann fließt die Arbeit munter fort.
Die dunkelste der dunklen Pleiten
Verherrlicht das gesprochene Wort.


Zieht der Krieg sich in die Länge,
Feiert man ihn durch Empfänge.
Jeder Trinkspruch wird ein Trost –
Prost!


Gottlieb


(Zum Vergleich mit dem „Rumänenlied“, das nach der rumänischen Kriegs
erklärung geschrieben ist. F. )


(Der Tag, Ill.Teil,
Ausg. A, Nr. 87, 12.IV.16)


Bukarest


Gerste gab man uns nach Wunsch.
Der gesamte Vierverband
Zieht entrüstet einen Flunsch
Wider das Rumänenland.


Rußland möchte ihm vor allen
Mal eins an die Gondel knallen.
Doch schon sieht es unbedingt,
Daß ihm solches mißgelingt.


Auch Rumäniens Deutschenfeinde
Schmolzen haarig als Gemeinde:
Filipeskus Stern erloschen –
Und er selbst beinah verdroschen.


Gottlieb.


(Der Tag, Ill. Teil, Ausg. A
Nr. 121, 24.V.1916)


Briand


Nächtlich bei Gespensterfackeln
Sieht man Briands Bildnis wackeln.
Auf ihn fällt ein düstrer Strahl
Und die Lippen zucken fahl.


„Nächstens ziehst du Leine-los!“
Rauht der Kehlkopf Clemenceaus.
„Erst noch kriegst du eine volle
Tracht – dann grüße deine Olle.


Hilft kein Winseln, kein Gewimmer
„Lebe wohl … und sei’s für immer!“
Krächzend quorxt er wie ein Rabe:
„Hirtenknabe! Hirtenknabe!!“


Gottlieb