Ich danke Ihnen für das
Bekenntnis, daß der leidende Mensch durch
seine wirtschaftliche Notlage
allein ein Anrecht auf Hilfe hat – und für
die mir geleistete Hilfe.
Während Sie aber der Meinung sind, daß Herr Karl
Kraus „durch
schnittlich 14 bis
18 Stunden des Tags seiner Arbeit widmen muß“
wird er sich selbst nie darüber
im Zweifel sein, daß er durch 24
Stunden des Tags aus der Unerschöpflichkeit des Geistes schöpft und
schafft. Und Vermessenheit wäre
meine Behauptung gewesen,
daß mir
aus der adäquaten Erkenntnis seines Wesens einer
Gewißheit entsprungen sei, wäre
sein Wesen, seit dem ersten
Eindruck auf der achzehnjährigen Zeit und ein wechselndes
Schicksal in fernen Ländern
übertragend, unbeirrbar und
neuer
Eindrücke seiner selbst unbedürftig, mir nicht aus der
Seele ins Leben gewachsen. So
unsicher jede nicht bezweifelte
Sicherheit ist, so gewiß ist die Gewißheit: daß es mir im Leben
gegönnt sein wird, viele Stunden
mit ihm zu sein. So un
erforschlich die Macht ist, welche unseren Lebenslinien Kraft und
Richtung leiht, indem sie, um mit
einmaliger Notwendigkeit
zu wirken, auf einen Schritt
ebensowenig verzichten kann
wie
auf ein pompöses Erlebnis und nicht auf das eine
zugunsten des andern – so
unfaßbar ist mir der Wunsch,
auf
Wegabkürzungen zur Andacht jener Stunden zu
gelangen.
Ihr ergebener
Hans Loewe