Der Österreichische VolkswirtDie Fackel


Wien, den 13. Februar 1930.
An die
Redaktion „Der österreichische Volkswirt“
Wien IX.
Porzellangasse 27.


Euer Wohlgeboren!


Ich gestatte mir, Ihnen zwei Schriftstücke zum Abdruck anzubieten, davon
Zusammenhang ein keineswegs oberflächlicher ist. Um Mißverständnissen
vorzubeugen, betone ich, daß eine persönliche Begegnung zwischen Herrn
Karl Kraus und mir niemals stattgefunden hat.


Von dem Inhalt des ersten, des Briefes an Professor Swoboda, dürfte das
Interesse, welches Ihre Zeitschrift an der österreichischen Volkswirtschaft hat, nicht
unberührt bleiben.


Mein subjektives Recht, die angegebene Gegenleistung zu verlangen, hab ich
nicht dem Professor, nicht dem Rektor der Universität und nicht dem Bundeskanzler
zu beweisen, sondern nur dem Herrn Karl Kraus und Ihnen, für den Fall, daß
Sie den Brief an Professor Swoboda in Ihrer Zeitschrift erscheinen lassen. Dieses
Recht besteht zufolge der in Nr. 827–833 (Anfang Februar) der Fackel auf S. 77 unter
„22. November“ erschienenen Notiz. Daß die technische Möglichkeit, welche das
Burgtheater bietet, in Betracht kommt, hat Karl Kraus dadurch zum Ausdruck
gebracht, daß er im Frühjahr 1926 bei der Burgtheaterdirektion anfragen ließ, ob ihren
Schauspielern mit Freikarten zu seiner Vorlesung Macbeth gedient wäre, – die
gegen seine Gewohnheit anzubieten, Karl Kraus ein vitales Interesse am Burgtheater
gezeigt hat, ein Interesse, das von der Tatsache unberührt bleibt, daß er vom Burgtheater bis heute keine Antwort erhalten hat. Daß ich das so bestehende Recht geltend
machen darf, beweise ich durch das zweite Schriftstück „Zueignung“.


Ich hoffe, morgen feststellen zu können, daß das erste Schriftstück in die Hände
des Adressaten gelangt ist, und werde mir dann gestatten, bei Ihnen anzufragen,
ob Sie beide im „Österreichischen Volkswirt“ erscheinen lassen wollen.


Mit vorzüglicher Hochachtung
Hans Loewe
Wien II Vereinsgasse I