Sehr geehrter Herr,
Sie haben mir gestern gesagt,
dass Sie mein an
Sie gerichtetes
Schreiben, welches ein Beispiel für die Anwendung der
Variationen mit Wiederholung auf
den Sprachablauf enthält, durchgelesen
haben und davon überrascht waren.
Bei Ihrer Anteilnahme um das Schicksal
meiner Mutter entnehme ich dieser
bescheidenen Äusserung und Ihrem Schwei
gen, das Sie meiner in
jenem Schreiben ausgesprochenen Bitte um Veröffent
lichung in der Fackel erwidert haben, dass Sie die an
Herrn Karl Kraus
gerichtete Bitte zwar nicht für
unangebracht halten, über ihre Erfüllung
aber im Vorhinein nichts aussagen
können, kein Nein und kein Ja.
Vielleicht bedarf es, um das
Ja zu erreichen, noch einer Erklärung.
Auf Grund der im Zahlen-Universum
eindeutig vorhandenen Grössenbeziehun
gen der Primzahlen ist
durch die mehrfache Analyse der Variationen mit
Wiederholung nach *Punkten ihr
zukünftiger Verlauf eindeutig gegeben; das
hiefür gültige Gesetz ist
experimentell nachweisbar.
Weil es widersinnig wäre, für den
Buchhandelspreis einer Fackel
nummer jedem
beliebigen Leser dieses unermesslich wertvolle, der modernen
Wissenschaft unbekannte Gesetz
mitzuteilen, so wurde mit dem angeführten
Beispiel einer Sprachanalyse ohne
Rücksichtnahme auf die Grössenbeziehun
gen der Primzahlen nur
eine einfache Analyse der Variationen mit Wieder
holung gezeigt und aus
demselben Grunde im vorigen Satze statt der er
forderlichen
Punktanzahl das Zeichen * gesetzt.
Das angeführte Beispiel gewährt
keine Handhabe, den Verlauf von
Variationen in die Zukunft zu berechnen, und beschränkt sich auf den al
gebraischen Nachweis
der Wahrheit, mit welcher ich meine „Zueignung anKarl Kraus“ (zum 23.2.1930) eingeleitet habe:
„Zufällig nennt
man den Verlauf der Linie,
die
aus Punkt und Punkten begriffen wird.
Doch ist die Linie da, so ist
der Punkt gewiss.“
Das angeführte Beispiel
beschränkt sich darauf, das Interesse an jenem
von mir zum Ausverkauf
angebotenen Zahlengesetz zu wecken, durch das der
Begriff des Zufalls überwunden
wird.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Hans Loewe
Irrenanstalt am Steinhof, Pav. XII.