Die FackelDie Rote Fahne, 13.5.1927Eine Frechheit der‚Wipag‘. Sie verweigert die Plakatierung eines Aufrufes von Karl Kraus


Auf Grund des § 23 Pr.G. ersuche
ich Sie im Vollmachtsnamen des Herrn Karl Kraus, Heraus
gebers der Fackel, um Aufnahme der folgenden Berichtigung der
meinen Mandanten betreffenden, in ihrem am Freitag den 13. Mai
1927, Nr. 112, Seite 2, unter dem Titel „Eine Frechheit der‚Wipag‘. Sie verweigert die Plakatierung eines Aufrufes vonKarl Kraus“ erschienenen Artikel behaupteten Tatsachen,
in der im Pressgesetz vorgeschriebenen Weise:


Sie schreiben: „Nunmehr ist der
Sozialdemokrat Karl Kraus mit der sozialdemokratischen
Wipag‘ zusammengestossen.“ Es ist unwahr, dass KarlKraus Sozialdemokrat ist oder war, wahr ist, dass er keiner
politischen Partei angehört und nie einer solchen angehört hat.
Wahr ist, dass er, soweit die sozialdemokratische Partei gegen
Krieg und Kriegsgewalt Stellung nahm, diese Haltung anerkannt
hat. Wahr ist, dass er auf wiederholte Einladungen der sozialdemokratischen Kunststelle wie auch einzelner Arbeitervereine
mit der grössten Bereitwilligkeit und aus Zuneigung zur Arbei-
tersache Vorträge zu Gunsten von Fürsorgezwecken der Arbeiter
schaft gehalten hat.


Es ist unwahr, dass ihm die Sozial
demokratie zwecks Unterzeichnung des Fritz Grünbaum-Aufrufes eifrig –
allerdings auch vergebens – nachgelaufen ist: „Karl Kraus
hatte die Selbstachtung, diesen Aufruf nicht zu unterschreiben …“
Wahr ist, dass Karl Kraus nie aufgefordert wurde, diesen
Aufruf zu unterschreiben.


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