S. verehrtes Frl. (da mir Ihr Familienname unbekannt) Frieda, im Büro der „Fackel“,
III. Hintere Zollamtsstr. 3.


Eine volle Woche schon warte ich
auf die Zustellung Rücksendung meines für Herrn KarlKraus, Ihres Chefs, bei Ihnen hinterlassenen
Briefes. Da, wie ich merke, Ihre zarte Gemüts
meine Nervenverfaßung übersteigt, so
fühle ich mich gedrängt, Sie wiederholt um
die sonst selbstverständliche Zurückstellung
des in Frage kommenden Briefes an
meine Adresse zu ersuchen, widrigen anderen falls
ich unerfreulicherweise gezwungen sein werde.
Zur Erlangung meines durch Sie im Büro
(bitte wenden)
Karl Kraus’ vergewaltigten Briefes
und Rechtes, den gesetzlichen, d.h. den
Klageweg zu beschreiten.


Mit ungeheuchelter, untendenziös
gebrauchter ausgesprochener Hochachtung für Herrn
Karl Kraus, der gewiß keine Ahnung
davon hat, wie seine Aufträge und
Wünsche von deren Executoren in
terpretiert werden – – –


Grete David
XV. Herklotzgasse 21.


Wien, d. 28.5.27.