Die FackelOstrauer Zeitung, 19.9.1927Fackel-Kraus als Plakat-Ankleber.Ostrauer Zeitung


Lieber Schorek!


Ich ersuche Dich, heute wieder in einer Herrn
Karl Kraus betreffenden Angelegenheit zu intervenieren. Im Abendblatte der „Ostrauer Zeitung“ vom 19. September 1927 erschien
auf der ersten Seite eine Notiz „Fackel-Kraus als Plakat-Ankleber“.
Ich bitte Dich im Vollmachtsnamen des Herrn Karl Kraus, die fol
gende Berichtigung an den verantwortlichen Redakteur der „OstrauerZeitung“ zu senden und wenn die Berichtigung nicht ordentlich
erscheint, gerichtliche Schritte zur Erzwingung der Aufnahme ein
zuleiten. Die Formulierung der Eingangsformel überlasse ich Dir,
da mir das čechische Pressgesetz nicht bekannt ist. Bei dieser
Gelegenheit würde ich Dich bitten, wenn eine Novellierung des Press
gesetzes in der Čechoslovakei erfolgte und eine deutsche Ausgabe
des jetzt geltenden Pressgesetzes existiert, sie mir einzusenden.


Berichtigung: Sie betiteln Ihre Notiz „Fackel- Krausals Plakat-Ankleber.“ Die in diesem Titel enthaltene Mitteilung
ist unwahr. Wahr ist, dass Karl Kraus kein Plakat angeklebt hat.
Sie schreiben: „Samstag mittag wurden diese Plakate von KarlKraus selbst an den Litfassäulen angeklebt.“ Diese Behauptung
ist unwahr. Wahr ist, dass die Plakate mit der Aufforderung an
den Polizeipräsidenten von Wien, abzutreten, am Samstag um 1/2 10
Uhr vormittags von den Angestellten des Plakatierungsinstitutes
Wipag“ angeklebt wurden. Es ist unwahr, dass die bürgerlichen
Blätter die Polizei auffordern, diese Plakate entfernen zu lassen.
Wahr ist, dass eine solche Aufforderung in keinem bürgerlichen
Blatte enthalten war.


Ich bitte mir ein Belegexemplar einzusenden.


Ich danke Dir im Voraus im Namen des Herrn
Karl Kraus für Deine Intervention und bin mit herzlichsten Grüs
sen an Frau Anny, deren Angehörigen und Dich
Dein


Rekommandiert


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