Sehr geehrter Herr Doktor!


Bitte wollen Sie veranlassen,
daß beiliegender Brief der
Sozialdemokratischen Partei
übergeben wird, deren Mitglied
ich bin. Meine Eltern, die mich
widerrechtlich von Wien aus in
eine Irrenanstalt geführt haben,
verhindern mich gewaltsam
daran, mit der sozialdemokratischen Partei in Fühlung
zu treten und es bleibt mir,
nachdem mich meine Eltern
bisher auch daran mit Gewalt
verhindert haben, nach Wien
zu fahren, nichts anderes übrig,
als mich nach Erhalten meines
Mitgliedsbuches – ich bin im
Bezirkssekretariat Meidling, Eisenbahner
heim in der Eichenstraße seit dem
28. Jänner 1926 als Mitglied
eingetragen – an die Znaimer
Arbeiterpartei um pekuniäre
Unterstützung zu wenden.


Von meinen Eltern wurde mir
bisher das Geld für die Reise nach
Wien verweigert. Weil meine Eltern darüber
ungehalten sind, daß ich diesen Brief schreibe
und mir kein zweites Briefpapier zur Verfügung
stellen, bin ich dazu genötigt, diese zu halbieren. Ich bitte bloss
um Entschuldigung. In Hochachtung Margarete Minkus-Benesch