Ich bitte Sie darum, zu
veranlassen, daß mir mein
Mitgliedsbuch zugesendet
wird. Meine Eltern, die mich
widerrechtlich von Wien aus
in
eine Irrenanstalt geführt
haben, stellen mir hier kein
Geld zur Reise nach Wien zur
Verfügung, wohin ich gehöre
und
wo ich die Angelegenheit
meiner Ehescheidung dem
Rechtsanwalt Dr. Samek über
geben will, den ich
gleichzeitig
auf brieflichem
Wege darum er
suchen
muß, diesen Brief der Partei
zu übermitteln, weil meine
Eltern
mich gewaltsam daran
verhindern,
mit der Partei in Fühlung zu treten.
Man hat mich nur unter
dieser Bedingung
aus dem Sanatorium Thorsch nach Znaim
fahren lassen, daß ich mich einerseits
um die sozialdemokratische Partei gar
nicht kümmere, das heißt gar
keine
Verbindung mit
dieser suche, mich anderer
seits von dem mir
angetrauten Manne
nicht scheiden lasse. Meine
Eltern haben
mich in letzter
Zeit wiederholt damit bedroht, mich
in eine Irrenanstalt zu
schicken. Ich habe hier unter
anderem nämlich den Wunsch geäußert, die Arbeiterzeitung
deren Abonnentin ich seit
einigen Jahren bin, abonnieren zu wollen.
Ich bitte für das Format
dieses Briefes um Entschuldigung, man stellt mir zu diesem
Zweck
kein anderes zur
Verfügung und ich bin dazu gezwungen, den Brief ohne Wissen meiner Eltern abzuschicken.
In Freundschaft Margarethe
Minkus-Benesch.