Die Unüberwindlichen. Nachkriegsdrama in vier Akten


Sehr geehrter Herr Doktor!


Ich komme jetzt zur Erledigung der Angelegenheit „DieUnüberwindlichen“, nachdem der Regisseur des Stückes, Herr Verhoeven, der übrigens auch die Dresdner Inszenierung des Stückes
gemacht hat, wieder genesen ist. Ich bin im Prinzip mit Ihrem
Vorschlag, das Stück bis zum 15. April zu spielen, einverstanden,
bitte Sie nur für den äussersten Fall als letzten Termin den 19.
April zu gestatten, weil ich, des Osterfestes wegen, mit den Pro
ben etwas behindert bin. Ich nehme an, dass diese Verschiebung
um wenige Tage, die ja vielleicht garnicht notwendig wird, Sie
nicht tangiert.


Was die Vertragsstrafe von RM 2.000.– betrifft, so muss
sie, wenn die Aufführung nicht fristgemäss stattfindet, ohne Wei
teres bezahlt werden. Dass ein besonderer Notariatsakt errichtet
wird, ist an keiner deutschen Bühne üblich und auch für Sie garnicht
notwendig. Sie können übrigens überzeugt sein, dass ich das Stück
zur Aufführung bringen werde, die Vorbereitungen sind bereits ge
getroffen. Ebenso ist es an deutschen Bühnen auch selbstverständlich,
dass auch bei Zahlung der Vertragsstrafe die Pflicht zur Aufführung
bestehen bleibt.


Was den Vortrag von Karl Kraus betrifft, so würde
ich dazu gerne das Schauspielhaus zur Verfügung stellen, doch
kommt nur ein Sonntag-Vormittag oder eventuell, aber m.E. weni
ger günstig, eine Nachtvorlesung nach der Vorstellung in Be
tracht, weil die Stadt nicht gestatten würde, dass eine Abend
vorstellung mit dem hiesigen Ensemble vollkommen ausfällt. Das
müsste aber der Fall sein, wenn die Vorlesung um 7 oder 8 Uhr
beginnen würde. Selbstverständlich würde eine Vorlesung, die
drei Stunden dauert, sowohl für den Vormittag als auch für die
Nacht, zu lange sein. Ich erlaube mir aber darauf hinzuweisen,
dass nach meiner Erinnerung in Dresden, auch zu den von mir an
gegebenen Zeiten kürzere Vorlesungen von Karl Kraus stattgefun
den haben. Ich muss leider auch noch erwähnen, dass gegenwärtig
Gastspielhonorare von den städtischen Behörden bewilligt werden
müssen, und dass ich eine Bewilligung von RM 1.000.– bei den
augenblicklichen finanziellen Schwierigkeiten – zu allem Unglück
wird im Augenblick gerade der Theateretat beraten – nicht durch
setzen könnte. – Ich habe Beziehungen zu einer hiesigen Konzert
direktion und wäre gerne bereit, wenn Sie es wünschen, für KarlKraus unverbindlich mit ihr in Verbindung zu treten.


Mit vorzüglicher Hochachtung
ergebenst
Dr. Kronacher


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