Sehr geehrter Herr Doktor.


Vor der für den 1. d.M. anberaumten
Hauptverhandlung überwies mir der Gegenanwalt Kč 100.– und
stellte mir eine Haftungserklärung zu, nach welcher er per
sönlich für die Restschuld des Schamschula per 839.30 Kč
und für deren Bezahlung in Monatsraten von Kč 50.–, beginnend
mit 1.III.1934 unter Terminsverlust, die Bürgschaft über
nimmt. Schamschula selbst verpflichtete sich ausserdem zur
Bezahlung der Zinsen und Kosten.


Der Gegenanwalt wies darauf hin, dass
sein Mandant keine Beschäftigung habe und sich in den schlech
testen Finanzverhältnissen befinde. Er könne nur durch gelegent
liche Mitwirkung in einem neu gebildeten Orchester, welches
sehr selten konzertiert, einige Kronen verdienen und sei
sonst auf Unterstützungen seiner Freunde und verwandten ange
wiesen.


Da ich die Ueberzeugung gewonnen habe, dass
Schamschula selbst niemals zahlen wird, insbesondere wenn er
verurteilt werden sollte und sein Anwalt die Haftung nur dann
übernehmen wollte, wenn ich nicht für die Verurteilung des
Beschuldigten plaidiere, habe ich mich bei der Hauptverhandlung auf die Feststellung
beschränkt, dass die Verteidigung des Angeklagten auf unwahren
Tatsachen gegründet sei, zumal keine Rede davon sein könne,
dass ihm der zu Unrecht inkassierte Betrag gestundet worden
sei oder dass ihm gar gegen Herrn Kraus eine Gegenforderung
zustehe.


Der Richter Dr. Gednorožec verkündete den Freispruch
mit der Begründung, dass es sich um ein zivilrechtliches
Verhältnis handle, bemerkte jedoch, nachdem ihm von uns das
Uebereinkommen betreffend die Zahlung mitgeteilt worden war,
dass ich eine neue Strafanzeige überreichen könne, wenn
Schamschula nicht zahlen sollte, da dies einer Irreführung
gleichkäme , durch welche er mich veranlasst hat, nicht
auf seiner Verurteilung zu bestehen.


Trotzdem die Raten, in welchen die Forderung bezahlt
werden soll, sehr gering sind, glaube ich doch der Sache in
der eben geschilderten Weise am besten gedient zu haben, da
wenigstens die Bezahlung der Kapitalsschuld, wenn auch
langsam, so doch unter Haftung eines solventen Bürgen erfol
gen wird.


Ich bitte, Herrn Kraus hievon Mitteilung zu machen
und zeichne


in vorzüglicher Hochachtung ergebener:
Dr. Turnovsky


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