Sehr geehrter Herr Doktor,
Mit Rücksicht auf die in der
Verhandlung vom
4. d.M. seitens
des Privatanklägers Dr. Pisk vorgebrach
te Behauptung, dass
ausser Dr. Bach er der einzige
Musikkritiker der Arbeiterzeitung ist und zur Illu
strierung, wie genau
es da mit der Wahrheit genommen
wird, erlaube ich mir, Ihnen, sehr geehrter Herr Doktor,
beiliegend einen
Ausschnitt aus der Arbeiterzeitung zu
übermitteln, welcher einen
musikkritischen Aufsatz und
die Besprechung von Musikaufführungen enthält. Der Ver
fasser des ersten Artikels – auch die nachfolgende Besprechung dürfte von ihm stammen – Herr Dr. Paul Frankl,
schreibt,
wie mir aus eigener Wahrnehmung bekannt ist,
schon seit vielen Jahren
Musikkritiken in der Arbeiterzeitung und
zeichnet seine Beiträge entweder mit vollem
Namen oder mit dem Zeichen „fl“.
Ich habe erst in jüng
ster Zeit – es sind seither ungefähr 14 Tage vergangen –
eine mit „fl.“ gezeichnete Kritik in der Kunstrubrik
der Arbeiterzeitung gelesen. Leider habe ich die Nummer
des Blattes nicht
mehr vorgefunden. –
Dr. Pisk hat wohl nachträglich einschränkend,
bemerkt, dass er der einzige
Kritiker „für die Operette“
sei und hat auch etwas von seiner
„Vertretung im Verhin
derungsfalls “
gesprochen. Selbstverständlich kann er
aber nicht behaupten, dass die
Kenntlichmachung seiner
Person
durch die Bezeichnung „der Musikfachmann“ gegeben
ist; denn es ist für den Leser
wohl ganz unwichtig, ob
ein
Kritiker ständig Angestellter einer Zeitung ist,
oder seine Beiträge nur fallweise
„in Vertretung“ liefert.
Ich habe mich verpflichtet
gefühlt, ihnen diese Mit
teilungen zu machen und zeichne mit dem Ausdrucke
meiner vorzüglichsten
Hochachtung
Grethe Klopstock