Arbeitersang. Neue ArbeiterchöreArbeiter-ZeitungArbeiter-Zeitung, 17.11.1930Arbeitersang. Chorkonzerte


Sehr geehrter Herr Doktor,


Mit Rücksicht auf die in der Verhandlung vom
4. d.M. seitens des Privatanklägers Dr. Pisk vorgebrach
te Behauptung, dass ausser Dr. Bach er der einzige
Musikkritiker der Arbeiterzeitung ist und zur Illu
strierung, wie genau es da mit der Wahrheit genommen
wird, erlaube ich mir, Ihnen, sehr geehrter Herr Doktor,
beiliegend einen Ausschnitt aus der Arbeiterzeitung zu
übermitteln, welcher einen musikkritischen Aufsatz und
die Besprechung von Musikaufführungen enthält. Der Ver
fasser des ersten Artikels – auch die nachfolgende Besprechung dürfte von ihm stammen – Herr Dr. Paul Frankl,
schreibt, wie mir aus eigener Wahrnehmung bekannt ist,
schon seit vielen Jahren Musikkritiken in der Arbeiterzeitung und zeichnet seine Beiträge entweder mit vollem
Namen oder mit dem Zeichen „fl“. Ich habe erst in jüng
ster Zeit – es sind seither ungefähr 14 Tage vergangen –
eine mit „fl.“ gezeichnete Kritik in der Kunstrubrik
der Arbeiterzeitung gelesen. Leider habe ich die Nummer
des Blattes nicht mehr vorgefunden. –


Dr. Pisk hat wohl nachträglich einschränkend,
bemerkt, dass er der einzige Kritiker „für die Operette“
sei und hat auch etwas von seiner „Vertretung im Verhin
derungsfalls “ gesprochen. Selbstverständlich kann er
aber nicht behaupten, dass die Kenntlichmachung seiner
Person durch die Bezeichnung „der Musikfachmann“ gegeben
ist; denn es ist für den Leser wohl ganz unwichtig, ob
ein Kritiker ständig Angestellter einer Zeitung ist,
oder seine Beiträge nur fallweise „in Vertretung“ liefert.


Ich habe mich verpflichtet gefühlt, ihnen diese Mit
teilungen zu machen und zeichne mit dem Ausdrucke
meiner vorzüglichsten Hochachtung
Grethe Klopstock


IV. Schelleingasse 23.


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