Sehr geehrter Herr Doktor!
Die Besprechungen mit Herrn Martin, dem Leiter der
Volksbühne, in der Angelegenheit der „Unüberwindlichen“ konnten nicht
so rasch, wie ich es gewünscht
hatte, stattfinden, da sowohl Herr
Martin als auch ich von den Vorbereitungen zu
unseren Premieren
sehr okkupiert
waren. Trotzdem muss ich sagen, dass ich
d
D
en Worten
Herrn Martins, sein Theater wolle bereits Anfang September mit den
Proben beginnen, muss ich schon deshalb glauben muss, weil sein Regisseur,
Herr Kentner, sich
schon
tatsächlich
intensiv mit dem Stück beschäftigt und sich
einige Male Informationen uber
lokal stoffliche Details des Stückes bei
mir
einholte. Herr Martin erklärte sich für seine Person
einverstanden,
eine
entsprechende Kautel, wie Sie von Ihnen im Briefe vom 16.8.
gewünscht wird, aufzunehmen und
bat mich, den Vertrag zu formulieren
und ihn dann Direktor Neft zur Unterschrift einzusenden. Die Premi
ere soll unter der
Regie Herrn Kentners, Bühnenbilder Dolbin, Musik
Friedrich Holländer (mit Ausnahme des „Wackerliede“) Anfang oder Mit
te Oktober stattfinden und zwar
als programmatische Eröffnung des
Studios zuerst als Sonntagvormittags-Matinee. Dann sollten allsonn
täglich Wiederholungen vor den
Sonderabteilungen (der radikalen Grup-
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pe der Volksbühne und je nach dem Erfolg auch Abendvorstellungen
stattfinden. Was die Besetzung
betrifft, so wird den „Cammilioni“
nun doch Herr Gerron spielen.
Den beiliegenden Vertragsentwurf habe ich heute gleich
zeitig an die Volksbühne gesandt. Ich glaube, dass ihn die Herren
in dieser Form akzeptieren
werden.
Ich bitte Sie um möglichst
rasche Mitteilung, ob Sie gegen
die Formulierung einen
Einspruch haben.
Die Unterhaltungsbeilage der Vossischen Zeitung habe ich
täglich eingesehen (mit Ausnahme
von Mittwoch), die Berichtigung
aber nicht gefunden, ich
verschaffe mir morgen nun das Mittwoch
blatt und sende Innen dann alle
Nummern dieser Woche ein.
Vor etwa 2 Wochen hat mich Herr
Kraus bei unserer Bespre
chung in Prag ersucht, ihm die Abschrift meines seinerzeitigen
Schreibens an Herrn Chefredakteur Austerlitz von der Arbeiterzeitung,
das ihn
vor Ehrenbeleidigungsklage zu einem Widerruf
aufforderte, an Sie zu
übersenden, da es Ihnen vielleicht im Falle
des Musikerkritikers Pisk als Material dienen könnte. Leider be
sitze ich keine
Abschrift dieses Schreibens mehr, kann ihnen aber
aus dem Gedächtnis mitteilen,
dass der Brief unter Androhung der
Ehrenbeleidigungsklage nur in der Aufforderung
bestand, innerhalb 8 Tagen an
derselben Stelle des Feuilletons zu
erklären, dass ihm (Herrn Austerlitz) jede beleidigende Absicht fern
gelegen sei. Der
Widerruf ist nicht erfolgt, worauf ich die Ehren-
beleidigungsklage erhob. Ich
werde mich morgen noch bei meinem
Rechtsanwalt, Herrn Dr. Laserstein, erkundigen, ob
er eine Abschrift
des Briefes besitzt.
Mit dem Ausdruck der
vorzüglichsten
Hochachtung
Heinrich Fischer