Eine Wohnung ist zu vermiethen in der Stadt


Sehr geehrter Herr Direktor,


Empfangen Sie meinen besten Dank für
Ihren Brief vom 8. Juli 1931. Ich hatte diesen erwarteten
Brief bei Ihnen schon in Karlsbad betrieben, und es dürfte
Ihnen das Schreiben nachgesendet werden. Ich muss Sie noch
um Entschuldigung bitten, dass ich Sie immer und immer wieder
bemühe und bedränge, aber es geht nun leider einmal in dieser
Sache nicht anders.


Fräulein Marienschek lässt Ihnen herz
lich für die Grüsse und Ihre freundlichen Versuche danken
und wird Ihnen wahrscheinlich selbst schreiben. Wenn es Ihnen
gelänge, ihr, wenn Sie einmal in München sind, weiter behilf
lich zu sein, wären sie und ich Ihnen zu grösstem Danke ver
pflichtet. Ich hoffe, dass Ihnen die Kur in Karlsbad und die
Erholung am Achensee gut anschlagen wird und dass Sie ganz
gesund werden. Am Achensee war ich vor zwei Jahren und habe
ihn überwältigend schön gefunden. Hoffentlich ist das Wetter
zufriedenstellend.


Bei dieser Gelegenheit muss ich Ihnen
noch etwas mitteilen. Ich hatte vor kurzem einen Prozess ge-


gen eine Schauspielerin Marie Waldner, die seinerzeit bei
Jarno angestellt war. Der Prozess ging wegen Bezahlung des
Kaufpreises von Möbelstücken, den Jarno der Frau Waldner
von der Gage in Monatsraten von S 100.– abzuziehen sich ver
pflichtet hatte. Jarno wollte dann nicht zahlen, wurde aber
verurteilt. Ich habe von diesem Prozess, der ein ganz eigen
tümliches Licht insbesondere auf den jungen Jarno warf, Herrn
Kraus erzählt, der sich erinnerte, dass Frau Waldner in einem
Nestroystück, das er seinerzeit im Lustspieltheater aufführen
geholfen hat (Eine Wohnung zu vermieten) als besonders gut
aufgefallen war. Er fragte mich, wo Frau Waldner jetzt im
Engagement sei und als ich ihm sagte, dass Sie als Zeugin
sich als engagementslos bezeichnet habe, meinte er, man soll
Sie auf diese Schauspielerin aufmerksam machen, ohne dass dies
etwa eine Protektion sein soll.


Indem ich Sie vielmals herzlichst
grüsse,


bin ich Ihr ergebener


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