Sehr geehrter Herr Lanyi,
„Die letzten Tage der Menschheit“ von Karl Kraus
habe ich nun nochmals
sorgfältig durchgesehen und bin nach
wie vor der Meinung, dass
ich sie nur bringen kann, wenn ein
Kommentar, wie ich das Herrn
Kraus seinerzeit vorschlug, an
gehängt wird. Es ist ja
schon eine grosse Auflage davon abge
setzt, sodass also die
Freunde des Verfassers das Werk be
sitzen. Meine Ausgabe muss
sich an ein anderes Publikum wenden
und muss daher sowohl in
Ausstattung als auch in Gemeinver
ständlichkeit anders
aufgezogen werden. Es bedarf beides einer
sehr sorgfältigen
Vorbereitung. Da zudem Herr Kraus sich mit
dem Gedanken des Kommentars
noch nicht befreunden konnte,
scheint es mir unmöglich, die Angelegenheit auf schriftlichem
Wege zu einem endgültigen
Resultat zu bringen. Die Neuausgabe
würde also sowieso nicht vor
Herbst dieses Jahres in Frage
kommen. Es ist daher eine mündliche Besprechung sehr leicht
möglich, entweder, wenn ich
wieder mal in Wien bin oder wenn
Herr Kraus, der – wie ich annehme – demnächst nach Berlin
kommt, hier mit mir
verhandeln will. Ich stehe
Herrn Kraus jederzeit gern zur Verfügung.
Im übrigen aber möchte ich
Ihnen sagen, falls Sie
auf
diese Anregungen nicht eingehen wollen, dass ich es Ihnen
nicht übel nehmen kann, wenn
Sie sich wegen der Neuausgabe
an eine andere Stelle wenden. Jedenfalls würde eine Zusammen
kunft zwischen uns auch für
Sie von Interesse sein, da ich
Ihnen manche Anregung für die Möglichmachung eines Massen
Absatzes geben könnte.
Mit den besten Grüssen
Ihr
Droemer