Die letzten Tage der Menschheit


Sehr geehrter Herr Doktor!


In der Angelegenheit der Verhandlungen, die sei
nerzeit zwischen Herrn Karl Kraus und Herrn Droener vom Knaur-Verlag in
meinem Beisein geführt wurden, erlaube ich mir, Ihnen folgendes mitzuteilen:


Es fanden in meiner Gegenwart zwei Gespräche statt.
Im ersten bezeigte Herr Droener sein brennendes Interesse an einer Volkspub
likation der „Letzten Tage der Menschheit“, sagte jedoch, er müsse noch ein
mal bei seinen Sozien hören, ob nicht entscheidende politische Widerstände
da seien. Da Herr Kraus auf eine sofortige Entscheidung des Knaur-Verlages
drängte, wurde für den nächsten Tag eine neue Unterredung vereinbart, bei
der Herr Droener ausdrücklich erklärte, er habe nun die Sache geklärt und
könne Herrn Kraus einen bindenden Vorschlag machen. Das Buch solle nicht
in der geplanten Publikationsart erscheinen, (da das vielleicht durch die
Tatsache der Zwangsabnahme dem Sortimenter gegenüber nicht richtig gehandelt
sei), sondern in einer anderen Auflagehöhe und unter Bedingungen, die von
Herrn Droener Herrn Kraus detailliert und, wie er auf einen meiner absicht
lich so gestellten Einwürfe erklärte, verbindlich angeboten wurden. Herr
Droener sagte ferner, er müsse am gleichen Abend verreisen und könne das nun
mehr mündlich gemachte Angebot erst in ca. 8 Tagen schriftlich vorlegen.


Herr Kraus sollte dann nach Eintreffen des schriftlich fixierten Angebot
innerhalb von 2 Tagen (Herr Droener sagte noch bereitwillig, es käme
auf ein paar Tage nicht an) mitteilen, ob er bereit sei, das Angebot
anzunehmen oder abzulehnen.


Bei dem Gespräch über die Abmachung betreffs Gutenberg-Gilde
war ich nicht anwesend; ich kann deshalb darüber nichts Genaues aussagen.
Ich hörte nur, wie Herr Droener beim Abschied sagte: „Die Gutenberg-Gilde
will jedoch das Buch ohne Register haben.“ Dann sagte Herr Droener
noch: „Ich schicke Ihnen also die Verträge“.


Mit vorzüglicher Hochachtung
Heinrich Fischer


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