Sehr geehrter Herr Kollege!
Sie hatten seinerzeit die
Liebenswürdig
keit Herrn Karl
Kraus in der Angelegenheit gegen den Fränkischen Kurier und gegen den Fränkischen Beobachter zu vertre
ten und ich würde mir
erlauben, mich in einer Herrn Kraus be
treffenden Sache an Sie zu
wenden, doch bitte ich Sie, von
dem Begehren eines
Sonderhonorars bei Durchführung der Sache
abzusehen und sich mit den
gesetzlichen Gebühren zu begnügen,
da der ersiegte Betrag den
Kriegsblinden zugewendet werden
muss. Es handelt sich um
eine ohne Einwilligung des HerrnKraus veranstaltete Aufführung von Szenen aus den „LetztenTagen der
Menschheit“ am Augsburger
Stadttheater. Zu Ihrer
Informierung bemerke ich,
dass dessen Direktor Lustig-Prean
im Kriege Mitglied des Kriegspressequartiers war und der Sohn
eines Heimwehrgenerals ist.
Ich übersende Ihnen das Programm
und die
ganze bisher geführte
Korrespondenz und ersuche Sie, mir,
falls Sie sich mit der
prinzipiell so wichtigen Sache be
fassen wollen, Ihr Gutachten dazu
abzugeben und mir mitzutei
len, was nach Ihrem Dafürhalten
gegen das Augsburger Stadt-
theater eventuell gegen die Volksbühne zu unternehmen ist.
Im Voraus bestens dankend
und Ihrer ge
schätzten Rückäusserung entgegensehend zeichne ich mit vor
züglicher kollegialer
Hochachtung
N.S.
Für den Fall, als Sie einen
Prozess
für untunlich
halten, erbitte ich mir
die
Rücksendung der Beilagen.
10 Beilagen.
Rekommandiert.