Madame l’archiduc


Sehr geehrte Herren,


ich danke Ihnen für Ihr liebenswürdiges
Schreiben vom 22. v.M. und für das außerordentliche Entge
genkommen des Herrn Karl Kraus, das ich in seiner ganzen
Bedeutung zu schätzen weiß. Die künstlerischen Bedingungen,
die Herr Karl Kraus für eine offizielle Beteiligung an der
Aufführung von „Madame l’Archiduc“ stellt, sind mir völ
lig verständlich, und ich würde daher von dem liebenswürdi
gen Anerbieten des Herrn Karl Kraus mit größtem Vergnügen
Gebrauch machen, wenn ich nicht befürchten müßte, HerrnKraus dadurch in ganz ungewöhnlicher Weise in Anspruch zu
nehmen. Bei unserem Repertoir, das mir die Pflege von Oper,
Schauspiel und Operette auferlegt, kann ich die Probendis
positionen für die einzelnen, Genres nicht so treffen, wie
es die Rücksicht auf einen so prominenten Gastregisseur er
fordern würde, und ich kann Herrn Kraus, der sich in so
selbstloser Weise zur Verfügung stellt, andererseits auch
nicht zumuten, sich diesem umständlichen Betrieb anzupassen.


Immerhin bitte ich Sie, Herrn Karl Kraus
zu versichern, daß ich schon im eigensten Interesse dem
Werke die sorgfältigste Einstudierung und zwar tunlichst
im Sinne der von Herrn Kraus inaugurierten Offenbach-Re
naissance angedeihen lassen werde, zu welchem Zwecke ich
auch Herrn Regisseur Wollram zu dem Vortrage nach Wien be
ordert hatte.


Selbstverständlich werde ich auch allen
in Ihrem geschätzten Schreiben vom 22. Januar geäußerten
Wünschen und Bemühungen Rechnung tragen, und es würde mich
sehr freuen, Herrn Karl Kraus wenigstens inoffiziell bei
der Erstaufführung am 14. Februar begrüßen zu können. Haben
Sie die Liebenswürdigkeit, diese neuerliche Einladung
Herrn Karl Kraus zu vermitteln und genehmigen Sie den
Ausdruck


vorzüglicher Hochachtung
Volkner