Sehr geehrter Herr Kraus!


Am Beginn meines Schreibens bitte ich Sie, nicht ungehalten
sein zu wollen, wenn ich es wieder einmal wage, für
meine blinden Schüler mit einem Anliegen zu kommen.
Die Radio Empfangsanlage des Institutes ist herzlich
schlecht. Wir haben wohl vor einigen Jahren von der
Rawag einen Apparat mit Lautsprecher erhalten, doch
erweist sich diese Anlage heute schon als ganz unzulänglich:
Der Apparat hat keinen Netzanschluß und ist vor allem,
da er 2 Lautsprecher (einen in der Knaben- und einen
in der Mädchenabteilung) betreiben muß, viel zu
schwach. Nachdem die Institutsdirektion über die
Mittel zur Anschaffung eines neuen besseren
Apparates nicht verfügt, wende ich mich als
Radio-Referent der Anstalt mit der Bitte an Sie,
unseren Zöglingen zur Anschaffung eines brauchbaren
Radiogerätes eine Spende von 280–300 S gütigst
zuwenden zu wollen. 96 des Augenlichtes beraubte
Kinder und Jugendliche, für die der Rundfunk in der
Tat unendlich viel bedeutet, würden Ihnen von ganzem
Herzen danken, wenn Sie, hochgeehrter Herr Kraus,
die vorgetragene Bitte gewähren könnten.
Wollen Sie in diesem Falle die Spende an die Direktion
des Blinden-Erziehungs-Institutes in Wien, II.,Wittelsbachstraße Nr 5 mit der ausdrücklichen
Bestimmung ihres Zweckes gütigst überweisen.
Ich sage Ihnen jetzt schon recht herzlichen Dank und
verbleibe mit dem Ausdruck vorzüglichster Hochachtung
Ihr sehr ergebener


Josef Bartosch
Wien, II./1., Böcklinstraße 44.


R 43–2–54


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