Lieber Herr Doktor Samek,
wir sind so tief erschüttert
über den Tod
von Karl Krauss,
wie ich es Ihnen gar nicht sagen kann. Wir können
es überhaupt nicht fassen,
dass das geschehen ist und so plötzlich.
Wir wären Ihnen sehr
dankbar, wenn Sie so lieb wären, uns einige
Zeilen zu schreiben, wie
seine letzten Tage waren, und warum er starb.
Ob er eine Todesahnung
hatte, oder ahnungslos hinübergeschlummert ist.
Etwas Unwiederbringliches
und Einmaliges ist dahin, – wir sind tief
traurig.
Lieber Herr Doktor, wir hatten am 8. April
Karl Krauss,
den wir an diesem Abend zum letzten Mal sahen, verspro
chen, dass wir in drei
Monaten den Rest der Schuld abzahlen werden,
oder auch schon früher,
falls mein Mann einen neuen Vertrag abgeschlossen
hat. Er hat bis heute noch
keinen Vertrag abgeschlossen; aber er ist
in vielen Verhandlungen, die
knapp vor dem Abschluss stehen. Und es
ist zu erwarten, dass er
nächste Woche abgeschlossen haben wird, worauf
wir Ihnen sofort das Geld
schicken werden. Mein Mann hat bereits einen
Vertrag abgeschlossen nach
New York, für die Bühne. Dieser beginnt
aber
erst Ende Oktober,
und vorher haben wir kein Geld davon. Wir sind im
Moment ganz ohne Geld; aber
die Zukunft sieht sehr aussichtsreich aus,
und ich hoffe, wie gesagt,
dass nächste Woche alles erledigt sein wird.
Wir bitten Sie um
Entschuldigung, dass wir den gestrigen
Termin nicht eingehalten
haben. Ich danke Ihnen sehr herzlich, dass
Sie so gut zu meiner Schwester waren; sie schrieb mir darüber.
Wir grüssen Sie sehr
herzlich,
Ihre
Cecilie und Peter Lorre