Sehr geehrter Herr Doktor.
Ich bestätige den Empfang
Ihrer gesch. Zu
schriften vom 1. l.M.in Angelegenheit Karl Kraus ca:
„AUFRUF“,
„Neue Deutsche Blätter“, „Gegenangriff“, „die
Welt im Wort“, „dieWahrheit“.
Berichtigungen sind erschienen: in Nr. 32
der „Wahrheit“ / diese allerdings in sehr merkwürdiger Form / und in Nr. 9der „Welt im Wort“.
Diese beiden Exemplare schliesse ich bei.
Die von Herrn Kraus
gestellten Fragen bezüg
lich des im Gegenangriff erschienenen Artikels werde ich nach
genauer Ueberprüfung des
Tatbestandes beantworten. Dasselbe gilt
von der Anfrage bezüglich
des Artikels in den neuen deutschenBlättern. Im letzten
Aufruf war eine Berichtigung nicht ent
halten. Heute wurde ich vom
verantwortlichen Redakteur des
AUFRUF, Herrn Dr. Bill angerufen.
Dieser teilte mir, dass er im
Auftrage und in Anwesenheit des Autors des beanständeten Artikels
spreche und ersuche, von der
Veröffentlichung der Erklärung über
die Bezahlung des
Sühnebetrages absehen zu wollen. Herr Verneau
habe keinsfalls die Absicht
gehabt, in die Rechte des Herrn
Karl Kraus
einzugreifen und er glaube, durch seinen Artikel dar
getan zu haben, dass er
nicht im Sinne hatte, eine Kritik an
dem betreffenden Gedichte
des Herrn Karl
Kraus zu üben, sondern
nur das ausdrücken wollte,
was viele Leser der FACKEL
empfinden,
nämlich dass
gerade das Wort des Herrn Kraus in diesen Zeiten
schwer entbehrt werde.
Meine Erwiderung, dass diese
Tatsache
weder Herrn Dr. Bill, noch den Autor des
betreffenden Artikels
berechtigen, ein fremdes
Gedicht ohne Einwilligung des Autors
und noch dazu fehlerhaft
abzudrucken, beantwortete dieser damit,
dass er seit dem Erscheinen
des „AUFRUF“ einen harten, aber
bisher
aussichtslosen
Kampf gegen den tschechischen Setzer führe und
dass jede Korrektur eines
Druckfehlers bisher nur den Erfolg
gehabt habe, dass dieser
Druckfehler berichtigt worden sei,
jedoch neue Druckfehler
entstanden seien.
Es sei weder ihm, noch Herrn
Verneau
ein
gefallen
anzunehmen, dass die Verwendung des Gedichtes als
Einleitung zu dem
betreffenden Artikel als Eingriff in
die Autor
rechte
des Herrn
Kraus gewertet werden würde. Der „AUFRUF“
gewähre
einer ganzen Anzahl von Emigranten Beschäftigung und
widme als Organ der Liga für Menschenrechte grosse Beträge
der
Unterstützung von
Emigranten. Deswegen bitte er, Herr Kraus möge
nicht darauf bestehen, dass
der Sühnebetrag bezahlt und die von
mir aufgesetzte Erklärung
veröffentlicht werde. Die Berichtigung
des fehlerhaft
wiedergegebenen Gedichtes werde in der nächsten
Nummer erscheinen.
Ich habe Herrn Dr. Bill darauf aufmerksam
gemacht, dass ich nicht
berechtigt sei, irgendwelche Zusagen zu
machen, mich jedoch
bereiterklärt, den Brief, dessen gleichzei
tige Absendung Herr Dr. Bill notifizierte, an Herr Kraus
weiter
zuleiten.
Ich behalte mir also vor,
Ihnen den Brief
nach dessen Einlangen
einzusenden und bitte mir dann die Weisun
gen des Herrn Kraus
zukommen zu lassen.
Mit vorzüglichster
Hochachtung ergebener:
Dr. Turnovsky