Welt im Wort, Nr. 9Der Gegen-Angriff, 26.11.1933Der Aufruf, 1.12.1933Karl Kraus’ Abschied? [1.11.1933]Die Wahrheit, Nr. 32Die FackelNeue deutsche BlätterDer Aufruf


Sehr geehrter Herr Doktor.


Ich bestätige den Empfang Ihrer gesch. Zu
schriften vom 1. l.M.in Angelegenheit Karl Kraus ca: „AUFRUF“,
Neue Deutsche Blätter“, „Gegenangriff“, „die Welt im Wort“, „dieWahrheit“. Berichtigungen sind erschienen: in Nr. 32 der „Wahrheit“ / diese allerdings in sehr merkwürdiger Form / und in Nr. 9der „Welt im Wort“. Diese beiden Exemplare schliesse ich bei.


Die von Herrn Kraus gestellten Fragen bezüg
lich des im Gegenangriff erschienenen Artikels werde ich nach
genauer Ueberprüfung des Tatbestandes beantworten. Dasselbe gilt
von der Anfrage bezüglich des Artikels in den neuen deutschenBlättern. Im letzten Aufruf war eine Berichtigung nicht ent
halten. Heute wurde ich vom verantwortlichen Redakteur des
AUFRUF, Herrn Dr. Bill angerufen. Dieser teilte mir, dass er im
Auftrage und in Anwesenheit des Autors des beanständeten Artikels
spreche und ersuche, von der Veröffentlichung der Erklärung über
die Bezahlung des Sühnebetrages absehen zu wollen. Herr Verneau
habe keinsfalls die Absicht gehabt, in die Rechte des Herrn
Karl Kraus einzugreifen und er glaube, durch seinen Artikel dar
getan zu haben, dass er nicht im Sinne hatte, eine Kritik an
dem betreffenden Gedichte des Herrn Karl Kraus zu üben, sondern
nur das ausdrücken wollte, was viele Leser der FACKEL empfinden,
nämlich dass gerade das Wort des Herrn Kraus in diesen Zeiten
schwer entbehrt werde.


Meine Erwiderung, dass diese Tatsache
weder Herrn Dr. Bill, noch den Autor des betreffenden Artikels
berechtigen, ein fremdes Gedicht ohne Einwilligung des Autors
und noch dazu fehlerhaft abzudrucken, beantwortete dieser damit,
dass er seit dem Erscheinen des „AUFRUF“ einen harten, aber bisher
aussichtslosen Kampf gegen den tschechischen Setzer führe und
dass jede Korrektur eines Druckfehlers bisher nur den Erfolg
gehabt habe, dass dieser Druckfehler berichtigt worden sei,
jedoch neue Druckfehler entstanden seien.


Es sei weder ihm, noch Herrn Verneau ein
gefallen anzunehmen, dass die Verwendung des Gedichtes als
Einleitung zu dem betreffenden Artikel als Eingriff in die Autor
rechte des Herrn Kraus gewertet werden würde. Der „AUFRUF
gewähre einer ganzen Anzahl von Emigranten Beschäftigung und
widme als Organ der Liga für Menschenrechte grosse Beträge der
Unterstützung von Emigranten. Deswegen bitte er, Herr Kraus möge
nicht darauf bestehen, dass der Sühnebetrag bezahlt und die von
mir aufgesetzte Erklärung veröffentlicht werde. Die Berichtigung
des fehlerhaft wiedergegebenen Gedichtes werde in der nächsten
Nummer erscheinen.


Ich habe Herrn Dr. Bill darauf aufmerksam
gemacht, dass ich nicht berechtigt sei, irgendwelche Zusagen zu
machen, mich jedoch bereiterklärt, den Brief, dessen gleichzei
tige Absendung Herr Dr. Bill notifizierte, an Herr Kraus weiter
zuleiten.


Ich behalte mir also vor, Ihnen den Brief
nach dessen Einlangen einzusenden und bitte mir dann die Weisun
gen des Herrn Kraus zukommen zu lassen.


Mit vorzüglichster Hochachtung ergebener:
Dr. Turnovsky


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