Karl Kraus im AusverkaufDer Gegen-Angriff, 7.7.1934


Sehr geehrter Herr Doktor.


Den Antrag auf Einstellung der Zeit
schrift bis zur Erfüllung der im Vergleiche vom 24.V. d.J.
von der verantwortlichen Redakteurin übernommenen Verpflich
tung habe ich am 2. d.M. überreicht und werde wegen der sei
tens des Gerichtes zu unternehmenden Schritte morgen mit
dem Vorsitzenden des Pressesenates Rücksprache nehmen.


Nach meiner Rückkehr vom einem kurzen
Aufenthalte ausserhalb Prag habe ich die am 7. d.M. erschienene Nummer des Gegen-Angriff daraufhin durchgesehen, ob
vielleicht seitens der verantwortlichen Redakteurin noch
vor Herausgabe des Einstellungsbeschlusses die Veröffent
lichung der Erklärung veranlasst wurde. Die Erklärung ist
zwar nicht veröffentlicht, dagegen ist unter den „Bemerkun
gen“ eine „Karl Kraus im Ausverkauf“ überschriebene Notiz
erschienen. Ich sende Ihnen das erste Blatt dieser Nummer
mit dem höfl. Ersuchen ein, es Herrn Kraus vorzulegen und
mir dann mitteilen zu wollen, ob er wegen dieser Notiz
gegen den Gegen-Angriff einzuschreiten gedenkt.


Ich habe das in dieser Notiz zitierte Inserat in den Prager
Zeitungen nicht gesehen. Sollte es falsch zitiert sein, dann
kann man den Wortlaut, sowie die Behauptung, dass jetzt
der literarische Nachlass des Herrn Kraus im Ramsch ver
kauft werde, jedenfalls berichtigen lassen.


Ich sehe den Weisungen des Herrn Kraus gerne
entgegen und zeichne


mit vorzüglicher Hochachtung ergebener:
Dr. Turnovsky


1 Beilage.


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