[Von Karl Kraus und Oskar Samek geforderte Erklärung]Der Gegen-Angriff, 7.7.1934Nachruf auf Karl KrausDer Gegen-Angriff, 14.7.1934


Ich berufe mich auf meinen Brief vom 13.d.M. und teile höfl. mit, dass am Tage der Zustellung des
Einstellungsbeschlusses die Nummer 28 des Gegen-Angriff er
schienen ist, in der, offenbar noch vor Zustellung des Beschlus
ses an die verantwortliche Redakteurin, die Erklärung mit der
Unterschrift „Dr. Marie Schnierer“ veröffentlicht ist. Der
Druckfehler der ersten Veröffentlichung „bereit“ statt
„beredt“ ist jedoch abermals in der Erklärung enthalten.
Da ich befürchtet habe, die Gegenpartei könnte dem Gerichte
diese letzte Nummer mit der Behauptung vorlegen, sie habe
nunmehr die im Vergleiche übernommene Verpflichtung erfüllt
und das Gericht werde übersehen, dass der Druckfehler nicht
beseitigt wurde und dem evtl. Antrage auf Widerrufung der
Einstellung stattgeben, habe ich sofort eine Eingabe über
reicht und auf die Nichterfüllung der Vergleichsbedingungen
hingewiesen. Ausserdem habe ich am gleichen Tage noch beim
Vorsitzenden des Pressesenates interveniert und die Zusage
erhalten, dass der Einstellungsbeschluss nicht widerrufen
werden wird, bevor nicht der Nachweis von der erfolgten feh
lerlosen Veröffentlichung der im Vergleiche vereinbarten Er
klärung erbracht werden wird.


Heute rief mich der Vorsitzende des Senates an und teilte mir mit, Herr Dr. Stein habe bei ihm vorge-
sprochen und ihn ersucht, doch nicht darauf zu beharren, dass
die Erklärung noch einmal, das ist bereits zum dritten Male,
veröffentlicht werde. Dies habe er jedoch abgelehnt, worauf
Dr. Stein die Erklärung abgab, er werde also die dritte, dies
mal fehlerfreie Veröffentlichung der Erklärung veranlassen.
Auch mich hat Dr. Stein angerufen und versucht, mich dazu zu
bewegen, meine Einwilligung zur Unterlassung der dritten Ver
öffentlichung zu erteilen, was ich jedoch mit Rücksicht auf
den neuerlichen Angriff in der vorletzten Nummer und auf das
bisherige Verhalten der Gegenpartei strikte abgelehnt habe.
So wird nun der Gegen-Angriff gezwungen sein, den beleidigenden Artikel anstatt einmal, dreimal zu widerrufen.


Ich werde die nächste Nummer genau nachsehen, um festzustellen,
ob diesmal nicht wieder ein Druckfehler unterläuft.


Ich bitte Sie, sehr geehrter Herr Doktor, diese
Mitteilung an Herrn Kraus weiterzuleiten und zeichne mit
besten Empfehlungen an diesen und mit dem Ausdrucke vorzüglicher


Hochachtung Ihr ergebener:
Dr. Turnovsky


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