Die SchaubühneBlaubartHandwörterbuch der deutschen Sprache


Sehr geehrter Herr Kollege!


In der Anlage übersende ich Ihnen mit
bestem Dank die Uebersetzung des vorbereitenden Schriftsatzes
der Frau Dr. Marie Schnierer und den von Ihnen verfassten Ent
wurf zum vorbereitenden Schriftsatz zurück. Leider haben Sie
unsere Vereinbarung vergessen, alles in doppelter Ausfertigung
einzusenden, weshalb ich Sie bitten muss, wenn Sie die beiden
Stücke nicht mehr brauchen, sie mir zum Anschluss an meine
Akten wieder zu senden. Zu dem Entwurf zum vorbereitendenSchriftsatz möchte ich das folgende bemerken:


Es ist nicht unrichtig, dass „im Ramsch verkaufen“
so viel bedeutet, als im „Bausch und Bogen“ oder „im Ausver
kauf“ verkaufen. Das Handwörterbuch der deutschen Sprache von
F.A. Weber gibt diese Deutung des Ausdruckes. Daneben aber auch
noch die Deutung „Ausschussware“ und das ist das Wesentlichste
an der Sache und speziell im Buchhandel wird darunter ein Ver
kauf zu billigeren Preisen verstanden, mit denen sonst nicht
anbringbare Restbestände eines Werkes noch an den Mann gebracht
werden sollen. Es ist also ganz richtig, dass die Wendung „im
Ramsch verkaufen“ die Bedeutung hat, dass es sich um keinen
regulären Verkauf handelt, sondern um einen Verkauf, bei welchem
eine Ware, um überhaupt verkauft werden zu können, zu reduzier
ten Preisen losgeschlagen wird, und zwar der gesamte Restbestand.


Ich bitte Sie, dies in dem Schriftsatz zu
berücksichtigen. Ansonsten ist er ausgezeichnet und ich hoffe,
dass er seine Wirkung tun wird.


Für die freundlich eingesendeten Artikel
von Willy Schlamm lässt Herr K. herzlichst danken und Sie bit
ten, wenn Sie in Zukunft wieder die Liebenswürdigkeit hätten,
etwas einzusenden, die Ihnen bemerkenswert erscheinenden Stel
len anzuzeichnen. Die Zeitschrift ist in Wien zwar verboten,
doch kann die Uebersendung für uns keine Unannehmlichkeit be
deuten, weil sie nicht zur Weiterverbreitung dienen soll, son
dern zur Verfolgung von Ansprüchen, eventuell für Privatklagen.


Der Gesundheitszustand des Herrn K. hat
sich soweit gebessert, dass er bereits heute die erste Vor
lesung (Blaubart) abhalten wird. Vollständig gesund ist er
noch nicht.


Auch ich habe mich über die Stunden des
Beisammenseins sehr gefreut und hoffe, Sie bald in Prag auf
suchen zu können.


Indem ich Sie herzlichst grüsse, bin ich
mit dem Ausdruck


vorzüglichster kollegialer
Hochachtung
Ihr ergebener


3


2 Beilagen.