Ein Brünner Leser sendet uns Ihre auch sonst spannende
Aprilnummer zu, in der ein Herr Peter Roberts „aus dem geistigenLeben“, also etwas weit hergeholt, zu erzählen weiß:
„… Die deutschen Schriftsteller,
die im Lande geblie
ben sind, erklären sich als Herdenvieh und lassen sich in die
Schrifttumkammer
einregimentieren, die österreichischen Schrift
steller paradieren als
Individualisten, die freiwillig, ganz frei
willig, ihrem faschistischen
Regime die Möglichkeit geben, sein
Kulturgeschwefel
hervorzukehren. In Deutschland sind die Satyriker
wenigstens verschwunden und
von keinem hat man gelesen, daß er an
den Opfern des Faschismus
seinen Witz übte. In Österreich läuft
ein satyrischer Kerl
herum, der, seit jeher und von seiner andau
ernden Puerilität an, ein
berufsmäßiger Denunziant, nun auch in
seiner Senilität Menschen, die
sich für eine Idee aufopfern, der
Grenzpolizei denunziert
…“
Der Einsender macht zu dieser Stelle – welche vor allem
durch die Schreibart „Satyriker“
interessant ist, wie durch die
Meinung, daß eine andauernde Puerilität in Senilität übergehen
könne – die Randbemerkung:
„Damit meint der
Kerl zweifellos KarlKraus. Wie
ich höre, ist Peter Roberts der Deckname für
einen
Prager
deutsch-jüdischen Universitätsprofessor“.
In dem Bewußtsein, welche Sätze
der ‚Fackel‘ von dem
bösartigen Hohlkopf mißdeutet
wurden, und daß diese in Wahrheit
eine Anspielung darauf bilden, daß Sie selbst sich nicht so sehr
für eine Idee, sondern
eingestandenermaßen dem Bekessy aufgeopfert
haben, werden Sie wohl bereit
sein, die Behauptung des Verfassers
zu widerrufen oder uns seinen
Namen bekanntzugeben, da wir über
zeugt sind, daß kein Prager
Schmock Peter Roberts heißt. Ihren
verantwortlichen
Redakteur, der in Teplitz-Schönau die
pflichtge
mäße
Obsorge zu vernachlässigen hat, werden wir nicht belangen.
Wir nehmen an, daß ein
revolutionärer, wenngleich etwas analpha-
betischer Autor den Mut haben wird, die Behauptung zu vertreten,
daß Herr Karl Kraus, dem Sie
in Ihrem Buche „Die österreichischeRevolution“ gehuldigt und
als „Dem Dichter der ‚Letzten Tage derMenschheit‘“ ein Exemplar handschriftlich gewidmet haben, mit
der
Grenzpolizei in Verbindung
stehe. Sollte aber Herr Peter Roberts,
wie einst Schober, dem sich Ihre Partei unterworfen hat, nicht ge
willt sein, persönlich
hervorzutreten, oder seine Auffassung der
Mission eines Satyrikers von
Ihnen nicht widerrufen werden, so
gestatten wir uns, ihn einen Lumpen und Sie einen Taktiker zu
nennen.
Mit vorzüglicher Hochachtung