Die FackelPrager Tagblatt


Sehr geehrter Herr Kollege!


Trotz der so gründlichen Besprechung, die
wir am Samstag mit Herrn K. hatten, und die mir ein überaus
grosses Vergnügen bereitet hat, weil ich Gelegenheit hatte, Sie
kennen zu lernen, sind wir in einigen der berührten Punkte zu
keinem Entschluss gekommen. Am wichtigsten erscheint Herrn K.
und mir der Punkt wegen Erweiterung der Klage, durch die In
kriminierung der im Schriftsatz selbst enthaltenen Beleidigun
gen. Vielleicht wäre gerade dadurch die Möglichkeit gegeben,
das Gericht über die Intentionen des Herrn K. aufzuklären, deren
mangelnde Kenntnis offenbar die Ursache für manches Missver
ständnis gewesen ist. Besonders möchte ich Sie auf den Punkt
aufmerksam machen und Ihre Meinung zu der Frage erbitten, ob
man nicht auch die Beleidigung unter Anklage stellen solle,
die darin enthalten ist, dass es verschiedene Ausgaben der
Fackel gebe und dass in einer österreichischen Ausgabe etwas
stehe, was in den ausländischen Ausgaben nicht enthalten sei.
Dadurch wird Herrn K. der Vorwurf gemacht, seine Meinung nicht
überall in der gleichen Weise zu vertreten, was wohl auch der
Vorwurf der Gesinnungslumperei ist. Ferner bittet Sie Herr K.,
sich den Bericht des ‚Prager Tagblattes‘ über den Prozess an
zusehen und mitzuteilen, ob Sie der Meinung sind, dass man
ihn berichtigen könne und in welchen Punkten diese Berichtigung
möglich wäre. Ferner wurde nicht endgültig besprochen, ob HerrK. vor der Hauptverhandlung sich in Brünn einvernehmen lassen
soll oder in der Hauptverhandlung selbst. Was würden Sie zu
meinem Vorschlag sagen, dass Herr K. sich vorher einvernehmen
lässt, damit die Protokollierung genau und ausgiebig wird, und
dass er gleichwohl zur Hauptverhandlung selbst auch erscheint?


Ich habe ferner vergessen, Ihnen das über
lassene Buch zu bezahlen. Eine Erklärung hiefür finde ich nur
darin, dass wir in das finstere Vestibül getreten sind, wo das
Zählen des Geldes Schwierigkeiten gemacht hätte. Da ich das
Buch nun einmal nicht bezahlt habe, so warte ich vorerst Ihre
Nachricht ab, ob Sie sich ein anderes Exemplar beschaffen konn
ten und werde Ihnen dann den Betrag auf Ihr Postsparkassenkonto
überweisen lassen. Ich bitte Sie, mir zu diesem Zweck einen Er
lagschein einsenden zu lassen.


Indem ich Sie herzlichst grüsse, zeichne
ich


mit vorzüglicher kollegialer Hochachtung
Ihr ergebener


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