Arbeiter-Zeitung


Sehr geehrter Herr Doktor.


Ich danke für Ihr gesch. Schreiben vom 12. d.M. Heute
wurde von Kovanda der Kostenbetrag von Kč 2.500.–– erlegt.


Die Versorgung eines Belegexemplares der Pariser
Arbeiterzeitung wird nicht leicht sein, da, wie ich aus einer
gestrigen Zeitungsmeldung entnommen habe, dieses Blatt in der
Č.S.R. bis Ende Oktober 1939 verboten worden ist. Wir werden uns
also wohl nach Paris wenden müssen, um ein Belegexemplar zu er
halten.


Die Vorgänge der letzten Hauptverhandlung waren kurz
folgende: Der Verteidiger hat – wie er behauptete über ausdrück
lichen Auftrag aus Prag – zunächst eingewendet, dass das Verfol
gungsrecht der Privatkläger durch Verjährung erloschen sei, weil
durch länger als sechs Monate von Seiten des Gerichtes keine Verfol
gungshandlung gesetzt wurde. An Hand des Akts hat nun der Vorsitzende dem Verteidiger nachgewiesen, dass seine Behauptung unrichtig ist,
da niemals seit Beginn des Prozesses zwischen den einzelnen auf die
Fortsetzung des Verfahrens und die Bestrafung der Angeklagten hin
zielenden Massnahmen Zeiträume von 6 Monaten oder mehr liegen. Der
Verteidiger hat trotzdem auf seiner Einwendung beharrt. Diese wurde
allerdings nicht protokolliert, weil es im weitern Verlauf der Ver
handlung zum Vergleich kam.


Bei der Führung der Vergleichsverhandlungen hat sich
der Verteidiger vor allem dadurch hervorgetan, dass er versuchte,
die Arbeit der Klagsanwälte herabzusetzen, wobei er immer wieder
auf die Einrede der Verjährung zu sprechen kam, die tatsächlich be
gründet wäre, wenn seine Behauptungen richtig gewesen wären, denn
das čsl. oberste Gericht steht tatsächlich auf dem Standpunkt, dass
die Verjährung, mag der Privatkläger noch so intensiv tätig sein,
eintritt, wenn das Gericht zwischen seinen einzelnen Verfolgungshand
lungen eine Frist von mehr als 6 Monaten verstreichen lässt.


Ich erbitte mir noch Ihre freundlichen Aufträge wegen
der Aufteilung des Betrages von Kč 2.500.–– zwischen Ihnen und mir
und verbleibe mit vorzüglicher Hochachtung und besten Grüssen


Ihr ergebener
Dr. Gallia.


3