Sehr geehrter Herr College,


in der Sache Kraus gegen Lindner bestätige ich mit Dank den gestri
gen Empfang Ihres gfl. Briefs vom 19. d.M. sowie der Vollmacht und
dreier Originalschreiben von Lindner.


Dr. Bessmertny wohnt laut Telephonverzeichnisses in Berlin-Wilmersdorf Kaiserallee 26. Ich nehme wenigstens an, dass es sich um diese
Persönlichkeit handle.


Die Adresse von Anton Lindner werde ich von dem Einwohnermeldeamt
wohl kaum ohne nähere Angaben über seine Personalien, bezw. darüber,
wo er vorher gemeldet gewesen, erfahren können.


Herrn Fülöp-Miller habe ich s.Z. dahin verstanden, dass Bessmertny
die Briefe bereits habe. Ich bitte Herrn Fülöp-Miller fragen zu
wollen, ob ein Missverständnis auf meiner Seite vorliege oder nicht.
Eine Aufklärung über diesen Punkt ist auch wegen der etwaigen Glaub
haftmachungen, falls einstweilige Verfügungen erwirkt werden sollen,
nötig. Herr Kraus müsste mit eigenhändiger Unterschrift und unter
Angabe des Datum und seiner Wohnung „an Eidesstatt erklären,“ wie
viele Briefe und wann er sie an Lindner gesandt und dass er diese von
ihm nicht zurück bekommen habe; ferner, dass ihm die Dame (deren Namen
angegeben werden müsste) dann und dann mitgeteilt habe, diese Briefe
seien Bessmertny von Lindner zum Verkauf angeboten (oder bereits übergeben?) worden. Noch bes
ser wäre es, wenn über diesen zweiten Punkt die betreffende Dame
selbst eine formgerechte eidesstattliche Erklärung abgeben würde.
Beide Versicherungen müsste ich in je zwei urschriftlichen Exem
plaren haben, um ev. zwei Verfügungen beantragen zu können.


Um die Vollmachten inhaltlich richtig zu gestalten, bitte ich HerrnKraus mir drei in blanko zugehen zu lassen. Die mir von Ihnen mitge
schickte gestatte ich mir wieder beizulegen.


Mit verbindlichen Grüssen an Sie und Herrn Kraus
Viktor Fraenkl


1874
ehem. Redakteur
Hamburg
möglich nicht in Berlin.


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