Am 25. v.M. hielt ich im
Grossen Saal der Masaryk-Volkshochschule in Brünn eine Vorlesung u.z. las ich in meiner Über
setzung und
Bearbeitung „König Heinrich IV.“.
Zu meiner unangenehmen
Überraschung trugen die Ankündigungs
plakate, von denen mir
einige Tage vorher zwei Belegexemplare
zugeschickt wurden, einen
Vermerk des Inhalts, ich sei als
Rezitator Karl Kraus
ebenbürtig. Ich remonstrierte sofort,
erhielt jedoch eine nur
hinhaltende und kalmierende Er
widerung.
Ich sah mich daher veranlasst,
vor Beginn der Vorlesung eine
kurze Ansprache an das Publikum zu halten; ich sagte –
wörtlich, ich habe die vorher
aufgesetzten Worte abgelesen –:
„Meine Damen und Herren! Auf den Plakaten, die die
heutige
Vorlesung
ankündigten, wurde im Zusammenhang mit mir der
Name Karl Kraus
genannt. Dies ist ohne mein Zutun, ohne mein
Wissen geschehen. Es ist nicht
mein Ehrgeiz, als Rezitator
mit irgend jemand in Konkurrenz zu treten; es kommt mir aus
schliesslich darauf an, als
Übersetzer gewertet zu werden.“
Ich glaube, damit alles getan zu
haben, was mir in dieser
Hinsicht
möglich war, und ich glaube, den Tatbestand auch hier
bekanntgeben zu sollen. Sollten
Sie geehrter Verlag, der Mei
nung sein, dass meine Mitteilung Herrn Karl Kraus interessiere,
so bitte ich, sie ihm
weiterzugeben; sollten Sie kein Inter
esse bei ihm vermuten, so können
Sie ja die Weiterleitung an
ihn
unterlassen.
Hochachtungsvoll
Dr. Flatter