Die letzten Tage der Menschheit


Sehr geehrter Herr Doktor,


der Unterzeichnete erwidert auf Ihren Brief vom
5.cr., dass er mit Herrn Kraus keinen Verlagsvertrag abge
schlossen hat.


Vielmehr hat die Firma Richard Lanyi mir unterm
28. Dezember 29 mitgeteilt, dass ihr Herr Kraus den Verlag
der „Letzten Tage der Menschheit“ für eine neue billige Aus
gabe übergeben würde. Sie könne aber allein diesen nicht über
nehmen und frage daher bei mir an, ob meine Firma das Werk
mit ihr gemeinsam herausgeben wolle. Bald darauf teilte Lanyi
mir telegraphisch mit, dass „ein anderer grosser Verlag bereit
sei, mit ihm das Werk im Frühjahr herauszugeben“. Auch darauf
entschied ich mich nicht, sondern erklärte nur meine Bereit
willigkeit, bei einer eventuellen Anwesenheit in Wien darüber
mit ihm zu sprechen. Am 6. Jan. ds.Js. stellte er mir darauf
ein Ultimatum auf eine Woche. Ich gab ihm darauf unterm 9. Jan.
völlig freie Hand, erklärte mich aber gleichzeitig bereit,
mit Herrn Kraus bei seinem Berliner Aufenthalt zu sprechen.
Darauf fanden zwei Gespräche zwischen mir und Herrn Kraus statt.


In diesen wurden Einzelheiten eines eventuellen
Verlagsvertrages besprochen, auf die sich Herr Kraus nicht zu
äussern vermochte. Er erbat deshalb von mir einen schriftlichen
Ueberblick über den Verlagsplan, den ich ihm nach Rücksprache
mit meinen Sozien, die ich dafür erst gewinnen müsste, zu
senden versprach. Ich hatte auch versprochen, gleichzeitig die
Gutenberg-Gilde zu veranlassen, mit einem grösseren Quantum
sich an dem Verlags-Unternehmen zu beteiligen.


Meine Reise hat sich länger hingezogen, als ich
erwartete, und da ich auch von der Gutenberg-Gilde noch keine
definitive Aeusserung erhalten hatte, habe ich die versprochenen
Mitteilungen noch nicht Herrn Kraus zugehen lassen. Auf Ihren
Brief hin habe ich nun bei der Gutenberg-Gilde angefragt und
einen ablehnenden Bescheid erhalten. Da auch meine Sozien
sich mit dem Plan vorläufig noch nicht so recht befreunden
können und ehe sie sich entschliessen, eine genaue Angabe
über das zu liefernde und dem Werk anzuheftende Idioticon
(Worterklärungen) erhalten möchten, so hat es keinen Zweck,
dass ich Ihnen jetzt schon Vorschläge mache, die unter allen
Umständen noch sehr viele Abänderungen bedürfen werden.


Da ich nach wie vor persönlich an Herrn Kraus und
seinem Werk Interesse nehme, so bitte ich, sich zu gedulden,
bis ich in der Lage bin, wirklich positive Vorschläge zu
machen. Sollte Herr Kraus unter diesen Umständen den ihm
von anderer Seite gemachten Vorschlag akzeptieren, so würde
ich selbstverständlich keinerlei Ansprüche erheben.


Hochachtungsvoll
Droemer