Sehr geehrter Herr Doktor,
wir möchten Sie sehr bitten, in
der Sache Altenberg sich noch
mals zu bemühen und bei Fischer einen Besuch zu machen. Die Sache
steht so, dass auf Ihre erste
Vorsprache hin der Advokat von Fischer
an den Advokaten von Herrn Kraus zwar
umgehend eine Antwort sandte,
die
jedoch durchaus nicht befriedigend war. Er sandte nämlich die
Abschrift eines Briefes, der der Verlag Fischer
am 17. Juli 1928 an
Herrn Kraus geschrieben haben will, welcher jedoch diesen
Brief nie
erhielt. Bei seinem unglaublichen
Gedächtnis für derartige Dinge und
bei der Genauigkeit der Registratur im Verlag „Der
Fackel“ ist es
wohl
unwahrscheinlich, dass der Brief irgendwie in Verlust geraten
ist und anzunehmen, dass er etwa
von Fischer nur konzipiert und nicht
abgesandt wurde, zumal die
Beschränkung auf 400 Seiten von Herrn Kraus
natürlich niemals hätte
angenommen werden können. Ausserdem hat ja die
Auswahl von Herrn Kraus dem Fischer-Verlag
vorgelegen. Sie wurde bei
Gelegenheit der Ueber
mittlung an
nahme durch
uns nicht unwesentlich reduziert.
Die Rechtslage scheint also nach
wie vor für Herrn Kraus zu sprechen.
Dies alles aber nur zu Ihrer
Orientierung. Wir wollen uns durch
aus nicht Fischer gegenüber irgendwie auf eine Rechtslage stützen.
Aber wir möchten ihn bitten, doch
diese Sache nicht wirklich unnütz
auf die Spitze zu treiben und uns in kollegialer Weise entgegenzukommen.
Dass der Auswahlband an und für sich eine Konkurrenz für die
anderen
Bücher bildet ist ja
ohne Zweifel und das muss Fischer gewusst
haben,
als er Herrn Kraus das Recht gab, die Auswahl in einem anderen
Verlag
zu veröffentlichen.
Dass es jedoch für diese Konkurrenzierung etwas
ausmacht, ob der Auswahlband 400 oder 500 Seiten hat, das glauben
wir nicht. Wer die Bücher Altenbergs in der Form, die ihnen der Autor
gegeben hat, kaufen will, wird niemals zu dem Auswahlband greifen, der
ja nur einen Bruchteil des Werkes
umfasst.
Andererseits hat Herr Kraus von Anfang an einen wirklich umfassen
den Auswahl-Band geplant, was ja aus dem Titel „Buch der
Bücher PeterAltenbergs“ sowie aus der
Ankündigung in der Fackel deutlich hervor
geht, worin davon die Rede ist,
dass das bleibende Werk Altenbergs end
gültig neu bestimmt werden soll.
Da es sich bei der Auswahl durch Herrn
Kraus um eine künstlerische Komposition handelt, ist es ausgeschlossen
eine willkürliche Reduktion
vorzunehmen. Wie wir wissen hat Fischer so
wie so sehr wenig Interesse mehr
an den Werken Altenbergs, zumindest tut
er für sie nichts. Es gibt Bücher
die seit Jahren vergriffen sind und
die er nicht neu aufgelegt hat.
Wir sehen also keinen Grund für ihn,
dass er, der doch immerhin von
dem Auswahlband den Vorteil für sich
er
warten kann,
dass die Erinnerung an Altenberg neu belebt wird
(eine Re
klam
ation
e
ohne Kosten!) der Veröffentlichung des Auswahl-Bandes soviel
Widerstände in den Weg legt. Wenn
er auf kollegiale Weise die Sache
bei Ihrem Besuche abschliesst und uns sein Einverständnis bekannt gibt,
wird er uns sehr verpflichten.
Wir hoffen ihm gelegentlich dann auch
irgendwie behilflich sein zu
können.
Gleichfalls nur zu Ihrer
Orientierung teilen wir Ihnen mit,
was Sie natürlich bei Fischer verschweigen müssen,
dass das Buch
natürlich nicht nur vollständig ausgesetzt ist,
sondern auch der
grösste Teil der
Fahnen zum Umbruch fertig hier liegt, und nur auf
die Zustimmung Fischers gewartet wird, um den Umbruch zu beginnen.
Sie können sich daher denken, wie
eilig uns die Sache ist, weil
wir
das Buch noch im Oktober herausbringen wollen, um es für
Weihnachten auf den Markt zu
haben.
Wenn es Ihnen gelingt Fischer umzustimmen, so würden wir uns ganz
besonders freuen. Wir danken
Ihnen im voraus für Ihre Bemühungen
herzlich.
Hoffentlich haben Sie sich auf
Ihrem Urlaub wirklich gut erholt.
Mit den besten Grüssen und
Empfehlungen
[Unterschrift]