La Périchole


Sehr verehrter Herr Kraus!


Heute hat in meiner Abwesenheit Herr Dr. GustavScheu telephonisch angerufen und Frau Fantner das Folgende mit
geteilt:


Die Universal-Edition sei bereit, neue Ab
schlüsse für „Perichole“ nur mit der Klausel zu machen, dass
keine Aenderungen ohne Ihre Zustimmung vorgenommen werden dürfen
und dass Sie an der Inszenierung teilzunehmen haben. Sie er
kläre sich auch bereit, keine neuen Abschlüsse zu machen, ohne
dass der Vertrag vorher Ihnen und mir vorgelegt wird, damit
wir Wünsche bezüglich allfälliger anderer Klauseln äussern
können. Wir sollen Gelegenheit haben, vor den Vertragsabschlüs
sen den Vertragsinhalt nach unseren Wünschen zu bestimmen, so
dass die Universal-Edition nur solche Verträge den Bühnen vor
legen werde, die von Ihnen respektive von mir genehmigt sind.


Herr Dr. Scheu knüpfte daran die Bemerkung, dass
er und Dr. Heinsheimer glauben, dass Sie vielleicht unter solchen
Umständen von dem Wunsche, die Verträge zu stornieren, absehen
werden, weil ja die Universal-Edition Ihren Wünschen in Bezug
auf den Vertragsinhalt vollkommen entsprechen wolle.


Da Herr Dr. Scheu Frau Fantner mitteilte, dass
er heute nachmittags nicht zu erreichen sei, bringe ich Ihnen
diese von Frau Fantner ins Stenogramm aufgenommene Mitteilung
Dris. Scheu zur Kenntnis, ohne die Möglichkeit zu haben, mir
den Inhalt von ihm nocheinmal persönlich bestätigen zu lassen.
Im allgemeinen dürfte er ja richtig sein, obwohl es mir nicht
ganz wahrscheinlich vorkommt, dass Dr. Scheu und Dr. Heinsheimer
glauben, dass Sie ohneweiters jetzt von dem Wunsch der
Stornierung der Verträge absehen werden. Dazu erscheint mir
denn doch die an den Tag gelegte Reue zu klein.


Ich zeichne mit besten Grüssen und dem Ausdruck
der Verehrung
Ihr ergebener
Dr. Samek